Bilaterale Hilfe nach Erdbeben zu dürftig
Die bilaterale Hilfe der deutschen Regierung für die Erdbeben-Opfer in Haiti ist nach Ansicht von Nichtregierungsorganisationen mit 17 Millionen Euro bislang zu dürftig ausgefallen. Die Bundesregierung sollte daher Sondermittel für den Wiederaufbau bereitstellen. Das hat der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) am vergangenen Freitag in Bonn gefordert. Die Spenden bewegten sich mit rund 195 Millionen Euro dagegen auf sehr hohem Niveau.
Die Bundesregierung habe sich bisher mit ihren finanziellen Zusagen zurückgehalten, erklärte VENRO. "Im Vergleich zu anderen Gebern wie den Vereinigten Staaten oder Frankreich schneidet Deutschland bei Haiti schlecht ab. Deshalb ist es auch nicht nachvollziehbar, dass die Bundesregierung keine Sondermittel für den Karibikstaat bereit gestellt hat", so Ulrich Post, Vorstandsvorsitzender des Verbandes. Spätestens zur zweiten Geberkonferenz Ende März in New York sollte die Bundesregierung ihre finanziellen Zusagen für Haiti substantiell erhöhen.
Die bilaterale Hilfe der Bundesregierung für Haiti beträgt bisher insgesamt 17 Millionen Euro - rund 20 Millionen US-Dollar, so VENRO. Die Vereinigten Staaten stellten als größter Geber 710 Millionen Dollar bereit, die Europäische Union kündigte laut UNO mehr als 170 Millionen Hilfe an. Die Spendeneinnahmen in Deutschland für Haiti belaufen sich nach Angaben des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bisher auf 195 Millionen Euro. Das ist das höchste Spendenvolumen in Europa.
“Angesichts einer Naturkatastrophe eines solchen Ausmaßes müsste die Unterstützung der Bundesregierung wesentlich höher ausfallen", unterstrich Post. Bei dem Erdbeben Mitte Januar kamen mehr als 220.000 Menschen ums Leben. Rund 250.000 wurden verletzt und 1,5 Millionen obdachlos. In einigen Ortschaften wurden rund 90 Prozent der Gebäude zerstört.
Die Hilfsorganisationen fordern zudem, keine Nahrungsmittelhilfe mehr zu leisten. "Dadurch wird nur die Eigenproduktion behindert", sagte Post. Im Fokus der Hilfe sollten auch die ländlichen Gebiete stehen.