Biber-Plage in Feuerland
Es ist nicht ganz einfach, Umwelt-Aktivisten davon zu überzeugen, dass die Nager sich längst zu einer gefährlichen Plage entwickelt haben. In Feuerland, gerne als das Ende der Welt bezeichnet, lassen sich die verheerenden Folgen studieren. Die angenagten Bäume sterben ab - mit Folgen für das gesamte Ökosystem, zitiert die spanische Zeitung "El País" den Biologen Diego Moreno, Staatssekretär für Umweltpolitik in Argentiniens Umweltministerium.
Biber konnten sich ungehemmt ausbreiten
Die Biber errichten riesige Dämme. in der Nähe von Ushuaia, der südlichsten Stadt der Erde. Wo Biber leben, wächst fast nichts mehr. Leblose Baumüberreste sprechen eine deutliche Sprache. Biber sorgen für Überschwemmungen und schaffen sich in den künstlich entstandenen Seen einen Bau. Eigentlich, um sich gegen Raubtiere zu schützen. Doch die gibt es in Patagonien nicht. Die Überschwemmung tötet den Wald ab. Die patagonischen Bäume sind deutlich weniger widerstandsfähig als jene in Kanada, der klassischen Heimat des Bibers.
Fläche der doppelten Größe von Buenos Aires zerstört
Die Nagetiere machen sich zudem an jenen Bäumen zu schaffen, die die Überschwemmung überleben, um ihre Deiche zu festigen und den künstlichen See zu vergrößern. Ein Baum, der fast hundert Jahre brauchte, um auszuwachsen, kann auf diese Weise innerhalb von Stunden von Bibern zugrunde gerichtet werden. In Feuerland haben die Biber bereits eine Fläche zerstört, die mehr als doppelt so groß wie Buenos Aires ist.
1946 hatte Argentiniens Flotte in Feuerland 20 Biber ausgesetzt, um das Fell der Tiere zu nutzen. Seinerzeit war es üblich, exotische Tiere in einem fremden Lebensraum anzusiedeln. Erst recht im fast menschenleeren Feuerland. Auch Kaninchen und Nerze wurden ausgesetzt. Später dann Füchse, um der Kaninchenplage Herr zu werden. Der Mensch richtete mit seinen Eingriffen in die Natur ein Chaos an. Am verhängnisvollsten aber war die Einführung des Bibers, der sich ohne Räuber in den riesigen Wäldern Feuerlands ungehemmt ausbreiten konnte. Schätzungen zufolge könnten es inzwischen 150.000 Tiere sein. Genau kann es niemand sagen. Das Problem: Ein Großteil des betroffenen Gebietes ist unzugänglich.
Vereinte Nationen beteiligen sich an Biber-Bekämpfung
Seit gut einem Jahr, finanziert von der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, sowie der Global Environment Facility (GEF), machen sieben Jäger sich auf die Suche nach den Bibern. Teilweise per Hubschrauber. Eine komplette Ausrottung in Feuerland dürfte illusorisch sein. Es besteht die Sorge, dass sich die Biber im Gegenteil auf andere Teile Patagoniens ausbreiten könnten. Doch fällt eines auf: Wo der Biber ausgerottet werden konnte, erholt sich der Wald wieder.
Alles auch eine Frage des Geldes. Erforderlich wären einer Schätzung zufolge über 30 Millionen Dollar. Innerhalb eines Jahres haben die Fallensteller mehr als 1.000 Biber getötet und sechs von sieben ausgewählten Gebieten von den schädlichen Nagern befreit. Ihre Bewunderung für die Biber können die Jäger nicht verhehlen. Einer von ihnen sagt: "Sie sind wahre Ingenieure.". Aber genau deswegen müsse man sie bekämpfen. Biber entfalten eine gewaltige Zerstörungskraft. Während einige Tierfreunde Widerstand leisten, unterstützen Naturschützer die Bekämpfung der Biber. Es geht schließlich um die Erhaltung der patagonischen Naturlandschaft. (bs)
Quelle: El País