Bananen-Exporteur ohne Nahrung
Mitten im Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen im September warnen Nichtregierungsorganisationen und Ernährungs-Experten in Guatemala vor einer neuen Hungersnot. Laut einer Studie von »Aktion gegen den Hunger« bedroht nicht nur extremes Wetter im sogenannten »Trockenen Korridor«, einer Agrar-Zone zwischen der Hauptstadt bis zur Grenze mit Honduras, die Mais- und Bohnenernte und damit die Versorgung mit Nahrung.
»In anderen Teilen der Welt wird das „Grüne Hungersnot“ genannt«, alarmiert die Journalistin Deborah Bonello für die Nachrichtenagentur AFP über Zustände im rund 100 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt gelegenen Departamento Jalapa. Während in Somalia die Hitze für Hunger verantwortlich sei, verursache im mittelamerikanischen Land die Export-Struktur Leiden und Not. Guatemala ist der weltweit fünftgrößte Produzent von Zucker, Kaffee und Bananen, 2010 starben 6.500 Menschen an Unterernährung, der meisten von ihnen waren Minderjährige.
Laut Angaben des »Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen« (WFP) leidet aktuell rund die Hälfte aller Kinder in dem 14-Millionen-Einwohnerland unter fünf Jahren an chronischer Unterernährung, trauriger Rekord in Lateinamerika. In Gebieten mit hohem indigenen Bevölkerungsanteil liegt der Hunger-Anteil sogar bei rund 70 Prozent. Die Gründe liegen auf der Hand. Guatemala ist eines der Länder mit der ungleichsten Einkommensverteilung weltweit, in ländlichen Regionen wie Jalapa leben 90 Prozent der Menschen unter der Ein-Dollar-Armutsgrenze. (bb)