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Argentinien gegen Großbritannien

Das historisch umkämpfte Gebiet im südlichen Atlantik lagert vor den Toren der Antarktis. Das Eiland ist trotz der großen Entfernung zum Mutterland Großbritannien seit 1982 im festen Besitz der Queen; seine Bewohner sind ob des Klimas jedoch vor allem Pinguine, Robben und Schafe.

Alte Wunden gibt es in Lateinamerika viele. Die meisten davon sind auch längst nicht geheilt. Man nehme Bolivien und das Fehlen des Meerzuganges. Der Schmerz bei vielen Bolivianern sitzt tief über den verlorenen Zugang zum Pazifik, verspricht man sich von ihm doch viele wirtschaftliche Vorteile. Ähnlich ergeht es Argentinien mit den Falklandinseln im südlichen Atlantik. Dabei ist es vor allem die Aufgabe der Präsidenten ihre Ansprüche mit klaren Worten zu unterstreichen. Ähnlich wie Evo Morales forderte Cristina Kirchner schon wiederholte Male die Rückgabe des Landes. Doch eben diese Bewegung in den Konflikten reißt die Wunden immer wieder auf.

Am 3. Januar 2013 jährte sich der Startschuss des zehnwöchigen Falklandkrieges. Im April 1982 steuerten Schiffe der englischen Brigade die 14.000 Kilometer von London entfernte Inselgruppe an. Es galt die Besitzansprüche zu verteidigen. Die Hauptinseln Ost- und Westfalkland, zu denen auch circa 200 umliegende Inseln gehören, waren zuvor von Argentinien besetzt worden. Der historische Konfliktpunkt im argentinisch-britischen Verhältnis wurde dadurch erneut zum Schauplatz von diplomatischen und militärischen Auseinandersetzungen und es kam zum Falklandkrieg. Seit diesem eisernen Eingriff Margarete Thatchers ist die Inselgruppe fest in britischer Hand. Verteidigung und Außenpolitik des Überseegebiets werden von London aus gesteuert. Sinnbildlich für das immer noch währende Zerren um das kleine Archipel sind seine zwei Namen: von Großbritannien Falkland Islands getauft und in Argentinien, vom französischen Namen abgeleitet, Malvinas genannt.

Die Suche nach dem rechtmäßigen Besitzer

Rückblick. Wo die geografische Zuordnung zu Südamerika leicht fällt, ist die politische Zugehörigkeit seit jeher recht neblig. Vor allem die Mythen, die sich um die Entdeckung der Inselgruppe um 1500 ranken, sind ein Streitpunkt – jeder will der Erste gewesen sein. Als mögliche Anwärter gelten der Spanier Amerigo Vespucci, der Amerika seinen Namen gab, oder der Portugiese Ferdinand Magellan, bekannt für die Weltumsegelung. Möglich sind aber auch andere namenlose Seefahrer. Als Erster betreten hingegen hat das Archipel wohl der englische Kapitän John Strong im Jahre 1690, durch ihn rechtfertigt Großbritannien bis heute zum Teil seine Hoheitsansprüche. Auch die damalige Seemacht Frankreich sendete mit Louis-Antoine de Bougainville ihre Männer aus, um Ansprüche geltend zu machen. Daraus folgte die Ansiedlung der ersten Bürger und eine fortwährende Doppelpräsenz von sowohl französischer als auch englischer Seite, die in verschiedenen Konstellationen auch über weitere Jahrhunderte erhalten blieb.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Inseln von Frankreich an Spanien übergeben, dessen Anspruch auf die Inseln die 1810 unabhängig gewordene Provinz Río de la Plata, die auch Argentinien beinhaltete, übernahm. Dass nun Argentinien das Erbe des spanischen Mutterlandes antreten solle, erachtete die britische Seite als unrechtmäßig und so kam es abermals zu einer Vertreibung der Argentinier – dieses Mal jedoch gewaltsam. Danach wogen sich die Insel in ruhigeren Gewässern, ab 1833 herrschten die Briten 150 Jahre lang beinahe ungestört über das Archipel. Störungen kamen lediglich von unfruchtbaren Versuchen zur Wiederbelebung des friedlichen Dialogs seitens der Vereinten Nationen bis der Konflikt aufgrund einer Lappalie wieder aufflammte: Argentinische Arbeiter hielten sich länger als vereinbart auf der ebenfalls im Südatlantik liegenden Insel Südgeorgien auf, die ebenfalls zum britischen Einflussbereich zählte und immer noch zählt. Das veranlasste die britische Regierung zur Entsendung von zwei Schiffen und führte letztlich zur Invasion Argentiniens auf den Falklandinseln und zum vorerst letzten Krieg um Falkland bis heute.

Kolonialismus des 19. Jahrhunderts

Nach dem Zerren um die Inseln, Kriegen wie friedlichen Übergaben, Einschlafen und Wiederaufleben des Konfliktes, Siedlungsströmen auf und von der Insel bleibt die Rechtslage schwierig. Nun, 180 Jahre nach der ersten Besetzung der durch die britischen Krone, setzt Präsidentin Cristina Kirchner sich in einer Anzeige der englischen Tageszeitungen „The Guardian“ und „The Independent“ abermals für die Rückgabe der Falklandinseln ein. Dabei wählt Kirchner klare Worte. Von „gewaltsam entrissenen“ Inseln ist die Rede, sie pocht auf „territoriale Vollständigkeit" ihres Landes. Sie prangert Großbritannien an und bezichtigt das Land des modernen Kolonialismus. Ihren Worten ließ sie bereits zuvor im Dezember 2011 Taten folgen und verhängte ein Verbot für Schiffe mit der Flagge der Falklandinseln im Staatenbund Mercosur. Somit erwirkte sie eine Art Wirtschaftsblockade für das Überseegebiet in den Ländern Chile, Brasilien, Argentinien und Uruguay. Neben ihren regionalen Verbündeten bat Kirchner auch die Vereinten Nationen um Mithilfe.

David Camerons Antwort hingegen ist kühl. Über die Zugehörigkeit der Falklandinseln sollten die Falkländer selbst entscheiden. Ein klärendes Referendum, bei dem über die Zukunft entschieden werden soll, war schon länger angedacht und wird nun an zwei Tagen noch bis Montagabend realisiert. Es geht dabei um knapp 3000 auf den Malwinen lebende Menschen, hauptsächlich schottischer und nordenglischer Herkunft. Die Inseln sind heute, ebenso wie das Mutterland im Nordatlantik, very british, denn allein rein optisch ist ein argentinischer Rechtsanspruch nicht nachvollziehbar: Restaurants mit Fish and Chips sowie rote Telefonhäuschen säumen die Straßen. Neben Menschen wird das Eiland vor allem von Schafen und Pinguinen bevölkert.

Jagd nach Land und öl

Neben dem alten Streit um das Hoheitsrecht, wecken nun auch Vermutungen über die ölvorkommen in den Gewässern nahe der Insel neue Begehrlichkeiten. Die diplomatischen Stimmen aus London versichern, dass man keine Ansprüche auf mögliches öl erhebe und betonen den Autonomiestatus der Inseln. Doch bislang kann man nur Vermutungen über die Ressourcen anstellen, Probebohrungen konnten das Ausmaß des ölreserven unter dem Meeresboden noch nicht preisgeben. Steigende ölpreise hingegen fördern den Durst nach öl und könnten mehr Investoren anziehen.

"Wünschen Sie, dass die Falklandinseln ihren politischen Status als britisches Übersee-Territorium behalten?" – das ist die für die alles entscheidende Frage. Ein klarer Ausgang des Plebiszits gegen die argentinischen Ansprüche und für die britische Zugehörigkeit wird bereits vorausgesagt. "Es ist ziemlich klar, was die Falkländer denken", sagte der Insel-Gouverneur Nigel Haywood der BBC – wahlberechtigt und damit ausschlaggebend sind rund 1500 von ihnen. Ein klarer Ausgang des Plebiszits gegen die argentinischen Ansprüche und für die britische Zugehörigkeit wird bereits vorausgesagt. Und neben klaren Verhältnissen hat die Abstimmung noch etwas Positives: Endlich werden die Falkländer als dritte Partei im Tauziehen um ihren Lebensraum miteinbezogen. Aber ob das offizielle Ergebnis Argentinien ruhig stellen wird und seine Wunde nun endlich heilen lässt, bleibt fraglich. Stimmen aus dem Land haben bereits angekündigt, das Ergebnis der Abstimmung nicht anzuerkennen. Und da gibt es da ja auch noch die britischen Überseegebiete Südgeorgien und die Sandwichinseln östlich der Malwinen, auf die gierige Augen gerichtet sind.

Text: Elena Kühne

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