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Chile |

Anti-Terror-Gesetz diskriminiert die Mapuche

Cristian Tralcal beim Protest am 100. Tag des Hungerstreiks der inhaftierten Mapuche. Foto: privat
Cristian Tralcal beim Protest am 100. Tag des Hungerstreiks der inhaftierten Mapuche. Foto: privat

Der Fall wird unter Anwendung des chilenischen Anti-Terror-Gesetzes verhandelt, das schon mehrfach von internationalen Organisationen kritisiert wurde. Cristián Tralcal, Sprecher der Inhaftierten im Fall "Iglesias", ist der Sohn des Inhaftierten Alfredo Tralcal. Blickpunkt Lateinamerika hat mit ihm gesprochen:

Blickpunkt: Worum geht es im "Caso Iglesias"?

Cristián Tralcal: Im sogenannten "Caso Iglesias" sind mein Vater Alfredo Tralcal und die drei Brüder Ariel, Benito und Pablo Trangol angeklagt, einen Terroranschlag verübt zu haben. Sie werden beschuldigt, eine evangelische Kirche angezündet zu haben. Aber sie sind unschuldig. Sie wurden 100 Kilometer vom Tatort entfernt festgenommen. Ein Polizist nahm sie nach einer allgemeinen Verkehrskontrolle mit auf die Polizeiwache. Es gibt Ungereimtheiten bei den Zeugenaussagen. Die Zeugen sagen, dass die Täter Spanisch gesprochen haben. Aber die Muttersprache der vier Angeklagten ist Mapudungun. Die Zeugen sagen, dass sie Waffen bei sich trugen. Aber im Auto wurden keine Waffen gefunden. Weil die Zeugen anonym sind, ändern sie ständig die Version.

Die vier Infahtierten befinden sich seit über 100 Tagen im Hungerstreik. Was ist das Ziel des Hungerstreiks?

Das Ziel des Hungerstreiks ist, dass das Anti-Terror-Gesetz nicht angewendet wird. Alles Andere hängt damit zusammen. Sie wollen, dass die Untersuchungshaft in Hausarrest umgewandelt wird. Sie sind keine Gefahr für die Gesellschaft. Eine weitere Forderung ist, die Regeln eines ordnungsgemäßen Verfahrens einzuhalten. Das Anti-Terror-Gesetz erlaubt einen Zeitraum von zwei Jahren bis zum Gerichtsprozess. Es verletzt alle Normen eines ordnungsgemäßen Prozesses. Das Anti-Terror-Gesetz verdeutlicht die Diskriminierung der Mapuche, denn es wird ausschließlich gegen Mapuche angewandt.

In welchem Zustand befinden sich die vier Inhaftierten?

Sie haben bereits alle Fettreserven des Körpers aufgebraucht. Jetzt bauen sie Muskelmasse ab. Die Dehydrierung ist gefährlich. Sie hat neurologische Folgen. Dann sind da die Schmerzen: Musikelschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel. Jeden Tag.

Dein Vater Alfredo Tralcal ist "Lonko". Was bedeutet das?

Ein Lonko ist die Autorität in der Gemeinschaft. Er organisiert alles und sorgt für Ordnung in der Gemeinschaft. Wenn wir ein "guillatún" machen, eine Zeremonie, leitet der Lonko sie. Ohne ihn können wir unsere Tradition nicht pflegen.

Welches Resultat hatte der Dialogversuch vom Jesuiten Felipe Berríos?

Bis jetzt gibt es kein Resultat. Wir versuchen, ein Treffen mit der Präsidentin oder dem Innenminister zu organisieren. Felipe Berríos will uns dabei helfen.

Was ist bei der Besetzung der Kathedrale in Concepción passiert?

Ich weiß nicht viel darüber. Aber das Wichtigste ist, dass der Bischof uns unterstützt und das Anti-Terror-Gesetz ablehnt.

Worin bestehen die Forderungen des Mapuche-Volkes?

Wir wollen unser Territorium und die Kultur zurückgewinnen. An vielen Orten ist die Kultur der Mapuche verlorengegangen. Dort sieht man kein Guillatún, keine Machi (spirituelle Autorität und Heilkundige, Anm. d. Red.). An vielen Orten haben die Forstunternehmen einen großen Schaden angerichtet. Die Menschen, die dort leben, erleben Dürren und sie leben mit der Chemie, die zum Ausräuchern der Pflanzen benutzt wird. Jeden Tag. Deshalb gibt Widerstand gegen die Forstunternehmen und den Schaden, den sie anrichten.

Interview: Sophia Boddenberg

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