Alle 12 Stunden wird eine Frau ermordet
Im ersten Halbjahr 2010 sind in El Salvador so viele Frauen ermordet worden, wie in keinem anderen Halbjahr der letzten zehn Jahre. Dies geht aus jetzt veröffentlichten Zahlen der Nationalen Zivilpolizei El Salvadors (PNC) hervor. Insgesamt wurden im genannten Zeitraum 342 Frauen umgebracht. Die Zahlen für die Monate Mai und Juni sind mit 129 Toten besonders hoch. In diesem Zeitraum wurde demnach durchschnittlich alle zwölf Stunden eine Frau umgebracht.
Nach Angaben der Frauenorganisation ORMUSA sind junge Mädchen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren sowie Frauen im Alter zwischen 35 und 60 Jahren besonders häufig betroffen. Die meisten Morde wurden laut des Datenmaterials der Polizei in der Hauptstadt San Salvador und in den Städten San Miguel und Santa María begangen.
Jeannette Urquilla, Leiterin der Organisation ORMUSA betont, dass die Morde mehrheitlich von Männern begangen würden, weil die Frauen eine Beziehung mit ihnen entweder nicht hätten eingehen wollen oder die Männer von den Frauen verlassen worden seien. Die Opfer würden meist erschossen oder erstochen und später in unbewohnten Gebäuden oder an Wegen gefunden.
Nach Ansicht von Urquilla sind diese Fakten ein Indiz dafür, dass hinter den Straftaten eine verfestigte und gewaltbereite machistische Einstellung von Männern gegenüber Frauen stehe. Sie kritisiert außerdem, dass der Staat die „Feminicidio“ genannten Morde an Frauen, die aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit begangen werden, nicht genügend untersuche. Die Polizei unterscheide nicht zwischen sexuellen und anders motivierten Straftaten, so Urquilla, sondern werte sie schlicht als Morde und leiste damit dem Machismus weiter Vorschub. (bh)
Quelle: Adital