2010 bereits 12 Bürgermeister ermordet
Der Beginn der Welle der Gewalt, die Mexiko überrollt, lässt sich ziemlich genau datieren: Ende 2006 erklärte der gerade neu gewählte Präsident Felipe Calderón den kriminellen Organisationen den Krieg. Seither waren etwa 29.000 Todesopfer im ganzen Land zu beklagen. Besonders auffällig sind die häufigen Mordanschläge auf Bürgermeister - allein in diesem Jahr bereits zwölf. Sechs wurden in den letzten beiden Monaten ermordet.
Am vergangenen Samstag wurde der Bürgermeister der Gemeinde Práxedes G. Guerrero im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua erschossen. Gemeinsam mit Rito Grado Serrano ermordeten die Attentäter auch seinen Sohn. Der Bürgermeister, der dem organisierten Verbrechen in der Region den Kampf angesagt hatte, hätte in zwei Wochen sein Amt niedergelegt. Grado Serrano hatte Morddrohungen erhalten und floh deshalb nach Ciudad Juárez. Dort fanden ihn seine Mörder.
Mexikos Regierung verurteilte den Mord scharf, ohne Angaben zum Ermittlungsstand zu machen. Die Standardformulierung in solchen Fällen lautet, dass die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden sollten.
Mexikos Sicherheitsbeamte und Politiker seien Täter
Am Montag nach dem Mord haben Aktivisten und mexikanische Parlamentsabgeordnete die öffentlichkeit auf die Existenz von „Todesschwadronen“ aufmerksam gemacht. Diese unterhielten Verbindungen mit dem organisierten Verbrechen, wie dem Menschen- und Drogenhandel. Alles deutet darauf hin, dass regelrechte „Revierkämpfe“ das Klima der Unsicherheit in Mexiko zusätzlich anheizen. Die große Mehrzahl der Verbrechen wird an Orten und in Gegenden verübt, die an Handelsrouten für den Drogenhandel liegen und zwischen den Kartellen heftig umkämpft sind.
Nach Ansicht des Senators Ricardo Monreal von der Arbeitspartei handeln die kriminellen Gruppierungen am Rande des Gesetzes, wobei sich der mexikanische Staat zum Komplizen mache oder das Treiben zumindest dulde. Tausende Soldaten hätten die mexikanische Armee verlassen und gehörten ebenso wie wegen Korruption entlassene Polizisten den Banden an. Monreal geht noch weiter und erhebt den Vorwurf, dass zum Teil auch Bürgermeister und Gouverneure der mexikanischen Bundesstaaten in das verbrecherische System verstrickt seien.
Mexikanische Zeitungen schreiben, dass die Beteiligung von Todesschwadronen an Verbrechen dem Staat bekannt sei. Einem Anwalt zufolge tragen die Kriminellen teilweise die Uniformen der tatsächlichen Sicherheitskräfte und treten wie diese auf.
Quelle: adital