Blickpunkt-Lateinamerika 2/2020

Adveniat trauert um Bischof Aldo Mongiano. Foto: Jürgen Escher Nachrichten aus Lateinamerika Im Alter von 100 Jahren starb am 15. April Bischof Aldo Mongiano, emeritierter Bischof von Roraima und langjähriger Projektpartner von Adveniat. Mongiano wurde am 1. November 1919 in Italien geboren und trat der Ordensgemeinschaft der Consolata-Missionare bei. Am 3. Juni 1943 wurde er zum Priester geweiht und wirkte zunächst als Missionar in Mosambik und dann in Brasilien, wo er 1975 zum Bischof der dama- ligen Prälatur von Roraima im Norden des Landes ernannt wurde. Der Indigenenmissionsrat Cimi, dessen Arbeit Adveniat seit Jahrzehnten unterstützt, würdigte Dom Aldo für seinen entschiedenen Einsatz für die indi- genen Völker. Trotz Todesdrohungen habe er leiden- schaftlich die Interessen der indigenen Völker Rorai- mas verteidigt und die Anerkennung ihrer Territorien gefordert. Die ehemalige Brasilien-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Elisabeth Freitag, lernte Dom Aldo in dieser Zeit persönlich kennen: „Ich habe erlebt, wie er Tag und Nacht Drohanrufe erhalten hat: ‚Wir werden Dich umbringen.‘ Das war Psycho- terror.“ Umso mehr ist sie davon überzeugt, dass die 13 im Bistum Roraima beheimateten indigenen Völker ihr Über- leben dem Bischof und seinem couragierten Pastoralteam zu verdanken haben. Gold- und Diamantensucher, Holzfäller und Viehzüch- ter drangen in den 1980er- und 1990er-Jahren vor allem in die Gebiete der Macuxí und der Yanomami ein, um sie wirtschaftlich auszubeuten. Mit Rückendeckung der Brasilianischen Bischofskonferenz stellte sich Dom Aldo dagegen. Nicht nur er, auch Priester, Laien und Ordens- frauen waren in dieser Zeit systematischen Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt. Politiker warfen der katholi- schen Kirche sogar vor, im Dienst der „Internationali- sierung des Amazonasgebiets“ zu stehen. Sie plane, die indigenen Gebiete in unabhängige Staaten zu verwandeln. Einzelne Abgeordnete in Brasília forderten, den Bischof des Landes zu verweisen. Trotz der massiven Drohungen sei der Bischof stets klar und bestimmt geblieben und habe eine innere Ruhe aus- gestrahlt, erinnert sich Elisabeth Freitag. „Er war wie ein Fels in der Brandung.“ Adveniat hat die Arbeit Dom Aldos nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch seinen Anliegen in Deutschland Gehör verschafft. Auf Einladung Adveniats war er 1993 zu Besuch und informierte bei Veranstaltungen und Pressegesprächen über die Bedro- hungen, denen Menschen und Natur in seiner Heimat ausgesetzt waren und immer noch sind. Vor allem um das Indigenengebiet Terra indígena Raposa Serra do Sol, mit über 1,7 Millionen Hektar eines der größ- ten der Welt, gab es ein jahrelanges Tauziehen und heftige Auseinandersetzungen. 2005 wurde es von Präsident Lula da Silva gesetzlich anerkannt. Dafür sowie für die Anerkennung des Schutzgebiets der Yanomami hat Dom Aldo während seiner 21 Jahre als Bischof von Roraima ge- kämpft. 1996 ging er als emeritierter Bischof nach Italien zurück, wo er bis zuletzt in seinem Heimatort Pontestura in der Region Piemont lebte. (nvb) BRASILIEN Ein Verteidiger der Rechte der Indigenen Weitere aktuelle Nachrichten und Hintergrundberichte finden Sie täglich auf unserer Homepage: ­ Y www.blickpunkt-lateinamerika.de 4

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