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Argentinien |

Zunehmender Konsum der Droge "Paco"?

Im berüchtigten Armenviertel Villa Retiro 31 in Buenos Aires gehört "Paco" zum Alltag. Die vier Buchstaben stehen für "Pasta basica de Cocaina", zu Deutsch "Kokain-Basispaste". Unter dem Begriff sind Rauschmittel auf der Basis von Kokain versammelt, Neben- oder Abfallprodukte der Kokainproduktion. Die klebrigen Paco-Brösel werden mit allem Möglichen gestreckt: mit Putzmittel, Antibiotika oder Rattengift. Paco, das lediglich ein paar Pesos kostet, grassiert in den Slums Südamerikas und wird deswegen auch "Armen-Killer" genannt.

In Argentinien greift die Billigdroge erst seit ein paar Jahren um sich - seit es im Land Kokainküchen gibt. Auf Empfehlung der Vereinten Nationen wurde in Kolumbien, Peru und Bolivien die Einfuhr von Chemikalien erschwert, die für die Kokainherstellung nötig sind. Die Drogenmafia verlagerte daraufhin ihre Produktion zum Teil in die Nachbarländer Brasilien, Chile und Argentinien. Weiter gilt die Wirtschaftskrise von 2001 als Grund für die grassierende Ausbreitung von Paco in Argentinien. Arbeitslosigkeit und Armut nahmen zu. Mancher griff schneller zu der unbekannten, aber billigen Droge. Mittlerweile hat Paco das Leimschnüffeln ersetzt.

"Lebende Tote" werden die Abhängigen genannt. Bleich sind sie, abgemagert. Sie haben offene Wunden und aufgeplatzte Lippen wegen Vitamin- und Nährstoffmangels. In kürzester Zeit ist der Konsument ein Wrack. Paco schädigt Lunge, Herz, Leber - und das Gehirn. Viele Süchtige leiden unter Psychosen; die meisten werden gewalttätig.

Je nach Abhängigkeitsgrad braucht ein Paco-Raucher zwischen 50 und 150 Portionen pro Tag. Obwohl die Droge billig ist, wird sie so teuer. Beschaffungskriminalität ist die Folge. Nicht wenige verlieren dabei ihr Leben, werden erschossen. Andere Süchtige sterben an körperlichem Versagen wie Herzstillstand.

Einem Mitarbeiter der staatlichen Drogenbekämpfungsstelle Sedronar zufolge sterben in Argentinien jeden Tag sieben Paco-Süchtige; Zehntausende sind von der Droge abhängig. Offizielle Zahlen gibt es zwar nicht. Aber die Tageszeitung "Clarin" berichtete nach einer eigenen Erhebung aus dem Jahr 2009 von 300.000 bis 700.000 Süchtigen allein in und um Buenos Aires. Experten schätzen, dass in manchen Armenvierteln mehr als 50 Prozent der jungen Menschen Paco rauchen. Neu ist, dass die Droge mittlerweile auch die Mittel- und Oberschicht erreicht.

Die Regierung von Präsidentin Cristina Kirchner ist alarmiert. Im vergangenen August rief sie ein Expertenteam ins Leben, das unter anderem die Betreuungsangebote für Paco-Abhängige analysieren soll. Vielen, die alltäglich mit der Droge konfrontiert werden, reicht das nicht. "Der Staat ist abwesend", beklagt die Bewegung "Priester für die Dritte Welt". Die katholischen Geistlichen kämpfen in den Armenvierteln an vorderster Front gegen Paco. Die Droge müsse als nationales Problem erkannt werden, verlangen sie.

Auch in anderen Ländern Lateinamerikas ist die Droge der Armen verbreitet, etwa in Peru, Kolumbien, Uruguay und Venezuela. In Brasilien sagte Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva dem Stoff Ende Mai den Kampf an.

Autorin: Camilla Landbö (KNA)

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