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Venezuela |

Wo ein Brot über eine Million kostet

Absurde Hyperinflation in Venezuela. Foto: picture-alliance/Zuma/R. Camacho
Absurde Hyperinflation in Venezuela. Foto: picture-alliance/Zuma/R. Camacho

Deutsche Welle: Die Hyperinflation ist die Bankrotterklärung eines Staates. Was man in Venezuela am 1. Januar 2018 in der Landeswährung für einen Bolivar kaufen konnte, wird am 31. Dezember eine Million Bolivares kosten. Was sind die Ursachen dieser unfassbaren Inflationsrate?

 

Pablo Rafael González: Die von der venezolanischen Regierung auferlegte Devisenkontrolle, die alle Preise auf der Grundlage einer einmal getroffenen Bewertung festlegt. Dies hat zu dem Debakel geführt, das wir gerade erleben. In Venezuela zahlt man derzeit für einen Dollar 2,5 Millionen Bolivares. Das ist 17-mal mehr als der offizielle Wechselkurs. Die Abschaffung der rigiden Devisenkontrolle ist für die Regierung aber vollkommen inakzeptabel.

 

Wie erleben die Venezolaner die täglichen Auswirkungen dieser Inflation?

 

Der monatliche Mindestlohn in Venezuela beträgt 5,5 Millionen Bolivares. Das sind umgerechnet ein Dollar und 50 Cent. Ein Kilo Fleisch kostet 10 Millionen Bolivares oder fast 3 Dollar. Der Mindestpreis für ein Brot auf der Insel Isla Margarita beträgt eine Million und vierhunderttausend Bolivares. Die Mondpreise in Venezuela entbehren jeder Logik. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer im Land, die den Mindestlohn beziehen, können davon kaum leben.

 

Warum hält die Regierung an ihrer Wechselkurspolitik fest?

 

Die Regierung sagt, dass die Devisenkontrolle darauf abzielt, Devisenabfluss zu verhindern, aber das Gegenteil trat ein. Die Devisen verschwinden und die Menschen verarmen.

 

Der vorherige Präsident Hugo Chavez enteignete gleich zu Beginn seiner Amtszeit ausländische und nationale Unternehmen, damit sie, wie er sagte, anfingen für das Volk zu produzieren. Was ist daraus geworden?

 

Die Enteignung von Unternehmen ist eine weitere Ursache für das aktuelle Debakel. Heute produziert Venezuela praktisch nichts, weder Agrargüter noch industrielle Produkte. Venezuela lebt in einer absurden Welt. Die Regierung enteignet die Zementindustrie, wir haben keinen Zement; sie enteignet die Kaffeeproduzenten: wir haben keinen Kaffee; sie enteignen die Zuckerfabriken: wir haben keinen Zucker.

 

Wie steht es um die Lebensmittelversorgung?

 

Das ist eine weitere Absurdität im alltäglichen Leben der Venezolaner. Ohne die Lebensmittelboxen "CLAP" der Regierung, die mit Grundnahrungsmittel gefüllt sind, könnten sich viele Menschen nicht ausreichend ernähren. CLAP steht als Abkürzung für "Lokales Versorgungs- und Produktionskomitee". Um diese Kisten zu bekommen, muss man aber den von der Regierung Maduro eingeführten "Vaterlandsausweis" (Carnet de la Patria) besitzen.

 

Sie haben Vorschlage gemacht, um einen Weg aus der Krise zu finden. Wie sehen diese aus?

 

Ich habe die Schaffung einer neuen Währung vorgeschlagen, die dem Dollarwert entsprechen sollte, so wie es Brasilien und Argentinien einst taten. Neben einer Währung, die durch Gold und einen Teil der Ölreserven gestützt wird, muss die Freiheit des Devisenhandels wiederhergestellt werden. Aber ohne eine politische Veränderung im Land wird es unmöglich sein, aus dieser Krise herauszukommen.

 

Pablo Rafael González ist ein venezolanischer Ökonom, Philosoph und Politikwissenschaftler. Er war Berater der Abgeordnetenkammer und des Senats sowie Assistent des Kongresspräsidenten Octavio Lepage (1989-1993).

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