Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Brasilien |

"Wir wollen das Leben!"

Mit Mut und Hartnäckigkeit hatte der brasilianische Priester und Adveniat-Projektpartner Padre Gisley Azevedo Gomes eine Jugendkampagne gegen Gewalt initiiert und umgesetzt. Im Juni 2009 wurde der 31-Jährige umgebracht. Jugendbewegungen aus dem ganzen Land verfassten einen gemeinsamen Nachruf. Wir dokumentieren Ausschnitte daraus:

Wir, die brasilianische Jugend, die mit ihm lebte und mit ihm vertraut war, die ihn geliebt hat und von ihm geliebt wurde, möchten unsere Trauer und Empörung über sein Martyrium zum Ausdruck bringen.

»Vater unser der Armen und an den Rand Gedrängten ...«
Vater unser der an den Rand Gedrängten, der von einer egoistischen Gesellschaft Ausgeschlossenen. Vater unser der Tausenden jungen Brasilianer, die aus Mangel an Bildung, Gesundheit und öffentlicher Politik für die Jugend zu Opfern von Gewalt wurden ...

»Vater unser der Märtyrer, der Gefolterten ...«
Die Jugend braucht nicht noch einen Märtyrer, wir wollen unsere Leitfiguren lebend. Vater unser der Dorothys, der Mauros, der Oziels, der Josés, der Marias, der Gisleys, der Silvas... Vater unser derjenigen, die jeden Tag Hunger und Gewalt erleiden. Dein Name ist heilig durch diejenigen, die sterben, um das Leben zu verteidigen. Dein Name ist verherrlicht, wenn Gerechtigkeit unser Maßstab ist ... (...)

»Dein Reich ist die Freiheit, die Brüderlichkeit, Frieden und Gemeinschaft ...«
Wenn dein Reich die Freiheit ist, warum sind wir gefangen in einem unterdrückenden und egoistischen System? Frieden... wo ist der Frieden, wenn dein Frieden zerstört wurde? Aber die LIEBE vergessen wir nicht. Niemals werden wir deine Liebe zu uns vergessen. Verdammt sei alle Gewalt, und dennoch: Gesegnet seien diejenigen, die dir durch Gewalt das Leben nahmen. Wir sind sicher, dass sie nicht wissen, was sie taten. Uns ist der letzte Satz deiner E-Mail geblieben: »Danke für das Engagement von so vielen, bis jetzt zerstreuten Stimmen! Lasst uns zusammen die Welt bewegen. Genug der Gewalt!

»Wir möchten deinen Wunsch erfüllen, du bist der wahre Befreier Gottes ...«
Aber so manches Mal schaffen wir es nicht. (...) So viel Trauer und Zorn; unser Kampf scheint vergebens. Wofür und weshalb eine Jugend beschützen, die tötet, verletzt, zerstört? Wir haben darauf eine Antwort gefunden: Wir haben noch nicht genug gekämpft, die Wirklichkeit der Jugend und ihre Einstellung nicht verändert. Jetzt sind wir an der Reihe: Wir müssen uns bewegen, pilgern, Nachtwache halten, die Stimme frei erheben und singen, schreien, verteidigen, leben.... unsere Geschichte von Leben und Licht aufschreiben. Wir sind das Salz, Hefe und Licht. Frieden und Einheit soll in unseren Herzen leuchten. Genug der vielen Kriege, des Schmerzes so vieler Jugendlicher, genug der Drogen, Gewalt, Sklavenarbeit, Obdachlosigkeit, Landlosigkeit, Elternlosigkeit, Diskriminierung. Gleichberechtigung wollen wir. (...)

»Wir werden uns nicht der Macht und der korrupten Rechtsverfassung beugen ...«
Obwohl dein Leben durch einen Minderjährigen ausgelöscht wurde, rufen wir weiterhin: Minderjährige haben nichts in einem Gefängnis für Erwachsene zu suchen. Auch sind wir gegen die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters. Angesichts deines Todes sagen wir lauthals: Wir wollen das Leben, Leben in Vollkommenheit. Entschlossen bekräftigen wir: Wir werden nicht der Logik von Gewalt und Tod folgen, die das Leben und die Jugend zersetzt!

»Wir bitten dich um das Brot des Lebens, der Sicherheit, der Menschlichkeit ...«
(...) Wir wollen Bildung. Wir bitten dich um Mut, um durch den Mund derer zu schreien, die unter sozialer Ungerechtigkeit leiden. (...)

»Vergib uns, wenn wir aus Angst vor dem Tod schweigen. Verzeih und zerstöre das Reich, in dem die Korruption das stärkere Gesetz ist. Schütze uns vor der Grausamkeit der Todesschwadronen der Herrschenden ...«
(...) Noch eine Stimme zugunsten der Jugendlichen im Kampf für Gleichheit und Gerechtigkeit wurde zum Schweigen gebracht, aber wir werden nicht verstummen. Vergib uns, Gisley. Hätten wir früher angefangen zu kämpfen, wärest du vielleicht noch bei uns. Wir weinen um deine Abwesenheit, aber wir verstärken unseren Kampf gegen die Gewalt und gegen die Vernichtung der Jugendlichen.

Es sind nicht drei Kugeln, Kaliber 38, die Stimmen jener zum Schweigen bringen, die für das Recht der Jugendlichen in diesem Land kämpfen; es sind nicht die Institutionen und gekauften Behörden, die die Stimmen derer unterdrücken, die laut bessere Lebensbedingungen fordern. Niemand, nichts kann die Stimmen dieser Propheten und Prophetinnen zum Schweigen bringen!

»Vater unser, Revolutionär, Partner der Armen, Gott der Unterdrückten!«
Zwischen Schmerz und Leiden wagen wir neben Pater Gisley das Leben zu feiern und zu singen. Danke Pater Gisley für das Bekenntnis zur Leidenschaft des Lebens, für die Überzeugung, Frieden zu schließen!

Übersetzung: Graca Castro Schmidgen

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