Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Kolumbien |

"Wir befinden uns immer noch in einer Situation des Völkermords"

Hunderte Indigene haben in dieser Woche vor dem kolumbianischen Kongress in Bogota demonstriert. Die Aktion erfolgte inmitten einer Regierungskrise des linksgerichteten Präsidenten Gustavo Petro. Dieser appellierte kürzlich an die Bevölkerung, seine Reformpläne etwa im Gesundheitswesen oder im Arbeitsrecht zu unterstützen. Die Opposition wertete die Rede als Angriff auf die demokratischen Institutionen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat vor dem Kongress mit dem Koordinator der "Indigenen Wächter", Luis "Lucho" Acosta, über seine Sicht der Dinge gesprochen.

Der Congreso de la República de Colombia in Bogotá. Foto: , CC BY 2.0

Warum stehen hier gerade mehrere hundert Indigene vor dem Kongress?

Erstens, weil wir die Gesundheitsreform der Regierung unterstützen. Wir fordern, dass die indigene Medizin in der Verfassung und im nationalen Entwicklungsplan berücksichtigt wird. Sie ist eine Medizin, die geheilt hat. Das Gesundheitssystem sollte öffentlich sein und nicht privat wie zurzeit. Zweitens hat sich herausgestellt, dass das Parlament einige indigene Amtsträger absetzen will. Deshalb sind wir hier, um uns bemerkbar zu machen und die Absetzung zu verhindern. Denn das wäre so, als würde man die Indigenen aus Kolumbien vertreiben. Als würde man sagen, dass es die Indigenen nicht gibt. Deshalb zeigen wir heute als Bürger Präsenz, damit der Kongress uns berücksichtigt und erkennt, dass es Grundrechte gibt, die nicht umgestoßen werden dürfen.

Es gab im Vorfeld Berichte, wonach die indigenen Völker Kolumbiens gegen die Regierung sind. Ist das richtig?

Nein. Das ist eine Unwahrheit der kolumbianischen Medien. Sie wollen alles verdrehen. Sie haben gesagt, dass die indigenen Wächter Guerillas sind und andere falsche Behauptungen, die uns in Gefahr bringen. Wir unterstützen die Regierung des Wandels von Gustavo Petro. Aber wir fordern auch unsere Rechte ein. Wir sind Indigene, wir sind nicht rechts, wir sind nicht links, wir sind würdige Völker, die auf friedliche Weise ihre Rechte einfordern, so wie wir es in der Geschichte immer getan haben.

Zuletzt häuften sich Meldungen über Gewalt und Mord in den indigenen Territorien. Was ist das los?

Die Situation hat sich verschlimmert. Die Orte, die die FARC [linksgerichtete Guerilla, Anm. d. Red.] verlassen hat, wollen nun andere übernehmen. Diese Orte sind Teil unserer Territorien. Viele verschiedene Gruppen kommen, um uns diese Territorien streitig zu machen. In diesem Streit stehen wir Indigenen im Zentrum. Wir wurden vertrieben, wir wurden ermordet, weil wir unsere Rechte einfordern. Wir werden weiterhin bedroht und getötet. Das ist auch ein weiterer Grund, warum wir hier sind. Wir fordern, dass unsere Rechte respektiert werden.

In Bogota, in den großen Städten und international ist nicht bekannt, dass die indigenen Völker immer noch sterben. Wir befinden uns immer noch in einer barbarischen Situation, in einem Völkermord wie vor mehr als 500 Jahren. Deshalb sind wir heute hier, um zu sagen, dass der Staat auf diese Situation und die Forderungen der Indigenen reagieren muss.

Das Interview führte Tobias Käufer (KNA)

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