Weltweit Platz 2 bei Schwangerschaften Minderjähriger
In Nicaragua entfallen 30 Prozent der Schwangerschaften auf Minderjährige, womit das mittelamerikanische Land weltweit den zweiten Platz belegt - vor afrikanischen Ländern mit sehr hohen Anteilen, wie zum Beispiel Ghana. Der Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation Pro Familia, Freddy Cárdenas, weist auf die Defizite der Sexualerziehung in der Schule hin. Zudem würden junge Mädchen auch in Nicaragua immer früher sexuell aktiv. Der Trend weise bei den Schwangerschaften Minderjähriger klar nach oben.
Kein Gedanke an mögliche Folgen
In ländlichen Gegenden hätten schon Zwölfjährige Geschlechtsverkehr, 70 Prozent der Jugendlichen verwendeten keine Präservative, um Schwangerschaften, aber auch Geschlechtskrankheiten zu verhindern. Der Kauf von Verhütungsmitteln scheitere häufig am Geld. Sexuelle Aktivität gehe meistens nicht mit der festen Bindung an einen Partner einher. Gedanken über eine mögliche Schwangerschaft mache sich mehr als die Hälfte der Befragten einer Untersuchung nicht. Grundsätzlich müsse die Politik bei der Bildung ansetzen, um eine Änderung zu bewirken, so Cárdenas.
Höheres Todesrisiko bei sehr jungen Müttern
Einer Studie für Lateinamerika und die Karibik zufolge kommen auf 1.000 junge Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren fast 110 Mütter. Die Zahlen lösen bei Experten nicht nur wegen des niedrigen Alters Besorgnis aus, sondern auch, weil diese Schwangerschaften mit vergleichsweise größeren Todesrisiken verbunden sind. So ergab eine Untersuchung, dass in der Gruppe schwangerer Mädchen, die jünger als 15 Jahre alt sind, viermal mehr Mütter sterben als bei jungen Frauen im Alter von 20 Jahren und mehr.
Inwieweit der Machismo, der die lateinamerikanischen Gesellschaften nach wie vor prägt, für die zahlreichen Schwangerschaften Minderjähriger mit verantwortlich ist, lässt sich nur vermuten. Eine Kritikerin spricht davon, dass junge Mädchen es nicht gewohnt seien, einfach „nein“ zu sagen. (bs)
Quelle: Adital