Welttag: Menschen mit Behinderung gestalten ihr Leben
Kranke und Menschen mit Behinderung gehören in den Ländern Lateinamerikas zu den am meisten benachteiligten Personengruppen. Oft haben sie aufgrund ihrer Krankheit oder Behinderung keine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die meisten sind auf Almosen angewiesen, da die wenigsten eine Krankenversicherung haben und es kaum soziale Leistungen gibt, wie etwa in Deutschland. Vor diesem Hintergrund leistet die „Fraternidad Cristiana de Personas Enfermas y con Discapacidad“ (FCPED) wichtige Lobbyarbeit.
Die Arbeit der „Christlichen Bruderschaft der Kranken und Behinderten“ – so die deutsche Übersetzung – zielt vor allem darauf, die Kranken und Menschen mit Behinderung zu befähigen, ihren Alltag nicht einfach nur zu ertragen, sondern zu gestalten. Die Stärke der FCPED ist ihre Präsenz vor Ort in lokalen Gruppen, welche sich mittlerweile auf 17 Länder Lateinamerikas und der Karibik verteilen. Hier wird ebenso praktische Lebenshilfe, wie politische Bewusstseinsarbeit geleistet.
Dafür braucht es eine gemeinsame Interessensvertretung. Daher laufen die Fäden auf Kontinentalebene im Sekretariat von Señora Fanny H. Wong Chen in Panama zusammen. Die Koordinatorin ist seit 2001 durch Kinderlähmung an einen Rollstuhl gebunden und arbeitet hauptberuflich als Buchhalterin in einem Reisebüro. Ehrenamtlich engagiert sie sich in einem Projekt zur Rehabilitation von Menschen mit Behinderung. Nicht zuletzt ihrer klugen und beharrlichen Lobbyarbeit ist es zu verdanken, dass die panamaische Regierung die Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung gesetzlich festgeschrieben hat.
Existenzgründung für Menschen mit Behinderung
Die Kursprogramme behandeln sowohl ethische und religiöse, wie auch rechtliche und politische Fragen. Die Teilnehmer werden geschult im Behindertenrecht und zu staatlichen Fürsorgeleistungen, informieren sich über die Auswirkungen gekürzter Sozialprogramme und erhalten Tipps zur Existenzgründung für Behinderte. Die bereits laufende Kampagne „Iglesia sin barreras“ – zu deutsch „Barrierefreie Kirche“ – soll weiter ausgebaut und in die Gesellschaft hineingetragen werden. Im Mittelpunkt steht die Forderung nach rollstuhlfreundlicher Bauweise öffentlicher Verkehrsmittel und Gebäude, insbesondere Schulen. Denn vielen behinderten Kindern bleibt die Schulbildung verwehrt, weil Treppen in Schulen ein unüberwindbares Hindernis darstellen.
Wie positiv sich die Arbeit der FCPED auswirkt, zeigen die jährlichen Berichte von Señora Wong Chen. Mit neuem Selbstbewusstsein nehmen Menschen mit Behinderung ihr Leben in die Hand und engagieren sich überdies noch für Andere. Bemerkenswert ist, dass immer mehr Behinderte ehrenamtlich in der Altenseelsorge arbeiten und regelmäßig alte Menschen und Seniorenheime in ihrer Nachbarschaft besuchen. Kraft ihres Glaubens und der Gemeinschaft, die sie stützt, gelingt es ihnen, mit ihrer Krankheit und Behinderung zu leben. (adv)
Die Arbeit der „Christlichen Bruderschaft der Kranken und Behinderten“ wird von Adveniat unterstützt.
Ein Treffen von FCPED-Mitgliedern aus Mittelamerika und der Karibik. Foto: Adveniat