Weltbank: Großes touristisches Potenzial
Einst galt Haiti als „Perle der Antillen“. Der von Naturkatastrophen, Cholera und bitterer Armut geschundene Inselstaat könnte sich zu einem reizvollen Reiseziel entwickeln.
In einem Beitrag für die spanische Zeitung „El País“ skizziert Christelle Chapoy das touristische Potenzial Haitis. Bei der Weltbank ist sie für die Kommunikation zur Karibik verantwortlich. Jahr für Jahr ziehen die Strände an der Nordküste Haitis eine halbe Millionen Touristen an. Die allermeisten von ihnen besuchen aber nicht die historischen Stätten. Kreuzfahrtschiffe laden Karibik-selige Passagiere für einen Kurztrip ab, ohne dass diese das gut zehn Millionen Einwohner zählende Land kennenlernen.
Touristen sollen mehr als den Strand sehen
Nur sechs Kilometer vom touristischen Treiben entfernt befindet sich die Hafenstadt Cap-Haïtien. Sie lockt mit ihrer Kolonialarchitektur, einer ausgezeichneten Küche und der Nähe zum Parc national historique. Dieser zählt zum UNESCO-Welterbe und umfasst mehrere prächtige Monumente. 2014 besuchten 80.000 Touristen den Park sehr wenig im Vergleich mit der Zahl der Strandurlauber. Die Entwicklung des Tourismus auf Haiti käme der Wirtschaft sehr zugute.
Urbanisierung läuft ohne Plan ab
Cap-Haïtien mit knapp 300.000 Einwohnern mangelt es trotz einer raschen Urbanisierung an Wirtschaftswachstum, schreibt Christelle Chapoy. In anderen Ländern sorge dieser Prozess üblicherweise für eine Verbesserung der Lebensqualität, in Haiti bislang noch nicht. Es fehle an einer Planung für eine nachhaltige Entwicklung, vor allem im Norden. Jean Claude Mondésir, der Bürgermeister von Cap-Haïtien, beklagt die mangelnde politische und finanzielle Unterstützung.
Infrastruktur-Projekte sollen Lebensqualität erhöhen
Der Wildwuchs der Stadt bringt Risiken mit sich. Bewohner der Abhänge können zum Opfer der Bodenerosion werden. Auch kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Die Weltbank will nicht nur bei der Entwicklung des Tourismus helfen, sondern dem Norden Haitis insgesamt eine Perspektive geben. Die Projekte umfassen Bereiche wie Landwirtschaft, Energie, Gesundheit und Wasserversorgung. Rund um das historische Zentrum und den Parc national historique sollen 370 kleine und mittlere Unternehmen entstehen, die kulturelle und touristische Dienstleistungen anbieten. (bs)