VW zahlt Entschädigung an Diktatur-Opfer in Brasilien
Mehr als 30 Jahren nach dem Ende Militärdiktatur in Brasilien übernimmt Volkswagen Verantwortung für seine Rolle in dieser Zeit. Der Konzern zahlt an frühere Mitarbeiter Entschädigungen in Millionenhöhe.
Das sieht ein Vergleich mit den brasilianischen Justizbehörden vor, den Volkswagen nach eigenen Angaben mit verschiedenen Staatsanwaltschaften unterzeichnet hat. Demnach sollen ehemalige VW-Mitarbeiter, die während der Militärdiktatur Menschenrechtsverletzungen erlitten haben, Schadenersatz erhalten.
Volkswagen: Verantwortungsvoll mit diesem dunklen Kapitel umgehen
Hintergrund ist die Kollaboration des Autobauers mit dem Militär des südamerikanischen Landes in den Jahren 1964 bis 1985. "Wir bedauern die Verletzungen, die in der Vergangenheit passiert sind, aufrichtig", erklärte Hiltrud Werner, im VW-Vorstand zuständig für Integrität und Recht, in einer Stellungnahme in portugiesischer Sprache. "Für die Volkswagen AG ist es wichtig, verantwortungsvoll mit diesem dunklen Kapitel in der Geschichte Brasiliens umzugehen und die Transparenz zu fördern."
Laut der Landesgesellschaft Volkswagen do Brasil bekommt die Vereinigung ehemaliger Mitarbeiter 16,8 Millionen Reais, umgerechnet rund 2,6 Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich die Vereinbarung auf 36 Millionen Reais (etwa 5,6 Millionen Euro). Aus der Summe sollen auch Projekte zur Aufarbeitung der Vergangenheit und Erinnerung an Menschenrechtsverletzungen in Brasilien gefördert werden.
Regierungskommission hatte Kollaboration aufgedeckt
Eine Studie des Historikers Christopher Kopper von der Universität Bielefeld hatte ergeben, dass der VW-Werkschutz an brasilianischen Standorten Oppositionsaktivitäten von Beschäftigten überwachte und so auch die Verhaftung von mindestens sieben Mitarbeitern sowie Misshandlungen von Beschäftigten erleichterte. Es soll zudem "schwarze Listen" von Kollegen gegeben haben. Der Konzern hatte die Analyse in Auftrag gegeben, um auf die damaligen Opfer zuzugehen.
2015 war von Opfern in Brasilien Anzeige gegen VW erstattet worden. Eine von der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff eingesetzte Kommission sah klare Indizien für eine Kollaboration mit dem Regime. VW ist seit 1953 im fünftgrößten Land der Welt vertreten. "Die Korrespondenz mit dem Vorstand in Wolfsburg zeigt bis 1979 eine uneingeschränkte Billigung der Militärregierung", stellte Kopper fest. Volkswagen wollte sich demnach ein gutes Marktumfeld sichern.
Historischer Vergleich
Der von Volkswagen in der Sache betraute Historiker bezeichnete den jetzt geschlossenen Vergleich als historisch wegweisend. Es sei das erste Mal, dass ein deutsches Unternehmen Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen an den eigenen Arbeitern im Werk annehme für Vorgänge, die nach dem Ende des Nationalsozialismus passiert seien, wird Kopper von NDR, SWR und "Süddeutscher Zeitung" zitiert. Diese hatten zuerst über den geschlossenen Vergleich berichtet.