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Mexiko |

Vor 500 Jahren - Als die Spanier Montezumas Herrschaft beendeten

Feigling, Despot oder feinsinniger Schöngeist - wer war Aztekenkönig Montezuma II. wirklich? Ein Blick auf eine schillernde Figur, die ein halbes Jahrtausend nach ihrem Tod noch viele Rätsel aufgibt.

Abild von Aztekenkönig Montezuma. Foto: Pixabay 

Um wenige Herrscher der Menschheitsgeschichte ranken sich derart viele Mythen und Legenden wie um ihn: Montezuma II. (um 1465-1520), unumschränkter König und Hohepriester der Azteken. Mehrere Opern wurden über ihn geschrieben, Dutzende Bücher, sogar ein Asteroid ist nach ihm benannt.

Montezuma - Despot und Schöngeist 

Doch je eingehender man sich mit dem sagenumwobenen Monarchen aus dem Tal von Mexiko beschäftigt, desto unschärfer wird sein Bild. Was ist Dichtung, was ist Wahrheit? Die jüngere Forschung bietet oft nur unzureichende Antworten. Und die alten Überlieferungen sind mit Vorsicht zu genießen. Sie stammen nicht von den Azteken selbst. Es sind die Spanier, die Eroberer, die Montezumas Geschichte geschrieben haben.

Die Unschärfe beginnt bereits mit seinem Namen, der eigentlich Motecuzoma lautete. Auf Nahuatl bedeutet das so viel wie "zorniger Gebieter". Die Spanier hatten mit der Aussprache jedoch so ihre Schwierigkeiten, was schließlich zur europäisierten Variante Montezuma führte.

Über seinen Werdegang vor der Thronbesteigung ist kaum etwas bekannt. Als furchterregender Despot aber - so viel ist sicher - stieg er im Alter von Mitte 30 zum mächtigsten Mann in ganz Mittelamerika auf. Mit Mut, Geschick und einer gehörigen Portion Rücksichtslosigkeit führte er ausgedehnte Eroberungszüge an. Das Aztekenreich wurde immer größer, Montezuma immer mächtiger. Untertanen durften sich ihm nur mit gesenktem Blick nähern. Niemand hätte es gewagt, dem grimmigen König mit der eindrucksvollen Federkrone in die Augen zu schauen.

Die unterjochten Völker litten indes unter einem ausbeuterischen Tributsystem. Aufstände ließen die Azteken blutig niederschlagen. Die berüchtigten Menschenopfer bei religiösen Zeremonien in der Hauptstadt Tenochtitlan, da sind sich die Wissenschaftler einig, hat es wirklich gegeben. Die steil ansteigenden Pyramidenstufen des Templo Mayor, sie sollen vom getrockneten Blut der Opfer schwarz verfärbt gewesen sein.

Aber Montezuma war nicht nur ein Despot, er war zugleich ein Schöngeist. In seinen Tierparks ergötzte er sich an der Artenvielfalt des aztekischen Reiches, hielt sich Jaguare und Adler. Seine materielle Sammlung spiegelte den Reichtum der damaligen Kultur: Schriften, Bilder, edle Kleidung, kostbarer Schmuck, Skulpturen.

Geschenke für die Konquistadoren 

Am Gründonnerstag des Jahres 1519 begann sich das Schicksal ganz plötzlich zu wenden. Der spanische Konquistador Hernan Cortes landete mit einer Flotte von elf Schiffen an der Atlantikküste Mittelamerikas, im heutigen Mexiko. Der damals 34-jährige Cortes, ein ehrgeiziger Mann aus niederem Adel, befehligte eine Expedition von einigen Hundert Glücksrittern. Ihr Ziel: möglichst viel Gold zusammenraffen und die "wilden Indios" zum rechten katholischen Glauben führen.

Montezuma, der durch Beobachter sofort von der Ankunft erfuhr, muss geahnt haben, dass sich etwas Ungutes zusammenbraute. Dass er die Fremden für göttliche Gesandte hielt, wie es spanische Aufzeichnungen nahelegen, erweist sich im Lichte neuester Forschungsergebnisse zunehmend als Trugbild. Fest steht, der ansonsten so kriegslustige Herrscher zeigte bei den Spaniern ungewohnte Beißhemmungen.

Wie Außerirdische müssen sie für die Azteken gewirkt haben. Die mitgeführten Schlachtrösser, Feuerwaffen, Armbrüste - all das kannten die Eingeborenen nicht. Ein Späher berichtete seinem König: "Ihre Feuerrohre erschrecken einen. Es riecht verbrannt. Und sie gehen schnell auf ihren Hirschen daher." Montezuma entschied sich gegen einen Angriff. Stattdessen überhäufte er die Europäer mit wertvollen Geschenken. In seinem Volk kam das gar nicht gut an. Aus dem "zornigen Gebieter", so schien es, war ein Zauderer geworden, gelähmt vor Angst.

Die traurige Nacht

Die wahren Beweggründe Montezumas bleiben fraglich. Womöglich dachte er, die Eindringlinge würden sich mit einigen Gaben zufriedengeben und alsbald wieder verschwinden. Das Gegenteil trat ein: Immer größer wurde die Gier nach mehr. Im November zogen Cortes und seine Männer in Tenochtitlan ein, mit etwa 100.000 Bewohnern damals eine der größten Metropolen der Welt. Die Stadt lag mitten im Texcoco-See und war nur über Steindämme zugänglich. "Wir marschierten wie im Traum durch diese Herrlichkeiten", schrieb der Soldat und Augenzeuge Bernal Diaz del Castillo in seinen Erinnerungen nieder.

Von nun an gerieten die Dinge außer Kontrolle: Kämpfe brachen aus, die Spanier verschanzten sich im Palast und nahmen Montezuma als Geisel. Der leistete, wenn man Cortes' Aufzeichnungen Glauben schenkt, kaum Widerstand. Der einst so kühne Anführer wurde zur blutleeren Marionette umfunktioniert.

Am 30. Juni 1520, in der "traurigen Nacht" ("Noche Triste"), kam das dramatische Ende. Mit dem Mut der Verzweiflung und unter immensen Verlusten gelang es den Konquistadoren, sich aus der Stadt freizukämpfen. Montezuma starb dabei unter ungeklärten Umständen. Einer gängigen Version zufolge streckten ihn die eigenen Untertanen mit Steinen nieder, als er sie aufforderte, die Kämpfe einzustellen.

Einige Monate später fiel das stolze Tenochtitlan. Cortes kehrte wieder, verstärkt durch spanische Neuankömmlinge. Mithilfe verbündeter indigener Stämme brach er den letzten Widerstand der Azteken. Obendrein forderte das aus Europa eingeschleppte Pockenvirus Tausende Opfer unter den Einheimischen.

Und Montezuma? Er gilt ob seiner Passivität im mexikanischen Geschichtsbewusstsein bis heute als Unperson. Was er dazu zu sagen hätte - wir werden es wohl nie erfahren. Die Spanier haben fast sämtliche aztekischen Bibliotheken niedergebrannt und die Geschichte aus eigener Sicht erzählt.

Autor: Alexander Pitz (kna) 

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