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Mexiko |

Vor 150 Jahren wurde Mexikos Habsburger-Kaiser hingerichtet

Foto: Kaiser Maximilian of Mexico, Thomas Quine, CC BY 4.0, Zuschnitt
Foto: Kaiser Maximilian of Mexico, Thomas Quine, CC BY 4.0, Zuschnitt

Vielleicht hatte Ferdinand Max einfach Pech. Vielleicht war er aber auch einfach zu versponnen und realitätsfern, um ein echter Herrscher wie sein so pflichtbewusster großer Bruder sein zu können, Österreichs Dauerkaiser Franz Joseph (1830-1916).

Was mag "Kaiser Maximilian von Mexiko" vor 150 Jahren, an jenem 19. Juni 1867, als letztes durch den Kopf gegangen sein, als das republikanische Erschießungskommando in Queretaro, 10.100 Kilometer von seiner Heimatstadt Wien entfernt, schon auf ihn anlegte? Für seinen Traum vom Herrschen hatte er alles gewagt - und alles verloren.

Erst im Januar 1868 trafen die sterblichen Überreste des Kaisers im Hafen seiner Wahlheimat Triest ein. Von dort ging es über Land den letzten Weg zur Beisetzung in der Wiener Kapuzinergruft. Die Leiche war bis dahin schon so grausam entstellt, dass die Kaiserinmutter Sophie entsetzt ausgerufen haben soll: "Das ist nicht mein Sohn!" Die mexikanischen Ärzte hatten bei der Präparation gestümpert, etwa schwarze statt blauer Augen eingesetzt. Der Sarg war auf der Reise mehrfach gestürzt, das Schutzglas früh zerbrochen. So hatte schnell die Verwesung eingesetzt.

Wissensdurst und Forscherdrang

Erzherzog Ferdinand Max, zwei Jahre jünger als der Erstgeborene Franz Joseph, war gut erzogen worden. Er war umfassend gebildet und vielseitig interessiert, feinsinnig und kreativ. Nur eine echte Aufgabe hatte er nicht. So war er von Jugend an tatendurstig, allzu willig, sich zu beweisen. Er wurde ein großer Sammler, absolvierte eine respektable Militärkarriere - und verstand es, die österreichische Marine etwa auch für wissenschaftliche Forschungsfahrten einzusetzen. 1859 ging er selbst auf eine einjährige biologische Forschungsreise nach Brasilien, suchte im Busch Erkenntnis, Ablenkung und Abenteuer.

1857 heiratete der (kurzzeitige) Generalgouverneur des österreichischen Königreichs Lombardo-Venetien die schöne wie junge belgische Königstochter Charlotte, mit der er den Traum vom Herrschen teilte. Sie war eine gute Partie. Und auch wenn die beiden keine Kinder bekamen, ermöglichte ihnen die hart ausgefochtene Mitgift, das Schloss Miramar bei Triest als fantasievolle Residenz nach den eigenen Wünschen auszubauen.

Opfer von Napoleons Intrigenspiel

Ferdinand Max und seiner Gattin Ehrgeiz genügte das freilich nicht. Und so ließ er sich vom französischen Kaiser Napoleon III. in das mexikanische Abenteuer hineinreden. Die Vorgeschichte: Das seit 1821 von der einstigen Kolonialmacht Spanien unabhängige Mexiko war nie zur Ruhe gekommen; die Monarchisten (inklusive der Kirche) wollten ihre alten Privilegien zurück, die Republikaner ein ganz neues Staatswesen schaffen. Über politischen Zwist und Jahrzehnte der Misswirtschaft türmten sich horrende Auslandsschulden auf - die Spanien, Frankreich und England gemeinsam eintreiben wollten.

Doch bald merkten die Spanier und Engländer, dass Napoleon III. eigene territoriale Interessen verfolgte, und zogen sich zurück. Frankreichs Kaiser und der mexikanische Adel suchten eine europäische Herrschermarionette gegen die Republikaner mit ihrem liberalen Reformer und Übervater Benito Suarez (1806-1872).

Enttäuschte Erwartungen

Nach dem militärischen Sieg Napoleons unterschrieb Maximilian im April 1864 in Miramar die Annahme der Krone, obwohl seine politischen Forderungen - unter anderem die Schaffung einer liberalen Verfassung mit einem konstitutionellen Monarchen - auf die lange Bank geschoben wurden. Dass die von ihm verlangte Volksabstimmung über den Wunsch nach einem Monarchen aus Europa getürkt war, erfuhr er erst, als es schon viel zu spät war. Und dass er von Anfang an finanziell völlig von Frankreich abhing, übersah der Mann der Luftschlösser geflissentlich.

Während der sechswöchigen Überfahrt entwarf der neue Kaiser neue Kleider - und ein komplett neues Hofzeremoniell. Vergebene Mühe, denn der "Hof", der ihn in der Neuen Welt empfing, war den Anforderungen weder zahlenmäßig noch hinsichtlich der Tisch- und sonstigen Manieren gewachsen. Und die Sollbruchstelle der ganzen Konstruktion brach allzu schnell: Die Vereinigten Staaten konzentrierten sich 1865, nach Ende ihres eigenen Bürgerkrieges, wieder auf die Monroe-Doktrin von 1823: "Amerika den Amerikanern".

Washington unterstützte Mexikos Republikaner, übte Druck auf Napoleon III. aus - und der zog seine Soldaten alsbald ab. Für ihn war das Abenteuer beendet. Fast ohne Truppen, ohne Geld und Lobby - mit der mexikanischen Kirchenführung hatte es sich Maximilian durch seine liberalen Reformversuche verscherzt - stand der "Kaiser von Mexiko" im Regen. Kaiserin Charlotte eilte nach Europa zurück, um in Paris, Wien und im Vatikan um neue Unterstützung zu bitten. Vergeblich.

Als Hochverräter hingerichtet

Maximilian hätte noch abdanken und nach Europa zurückkehren können. Doch gegen alle Vernunft und den Rat von Freunden ließ er sich zum "Durchhalten" bewegen - nicht zuletzt von seiner eigenen Mutter. In den letzten Wochen, als schon die Kugeln um den Palast pfiffen, schrieb er noch naturkundliche Beobachtungen aus seinen Gärten in die Heimat.

Durch Verrat in die Hand der Republikaner gefallen, wurde Maximilian nach einem Prozess als Hochverräter exekutiert. In seinen posthum erschienenen Erinnerungen hat er seine Selbstwahrnehmung in Poesie gefasst: "Schön ist es, als Anfänger in eine große Zukunft zu blicken. Schöner, mit einer großen Vergangenheit, stark in der Gegenwart, noch einer glänzenderen Zukunft entgegenzugehen. Furchtbar hingegen ist's, sich einer großen Vergangenheit bewusst zu sein, aber keine Zukunft mehr zu haben."

Quelle: KNA, Autor: Alexander Brüggemann.

Das Familienwappen der Habsburger im Renaissancestil aus der Wappenrolle Österreich-Ungarns von Hugo Gerhard Ströhl, Wien 1890, Tafel II:

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