Vertrauenskrise in Demokratie in Chile: Parteien laufen die Mitglieder davon
Die sozialen Proteste in Chile haben auch innerhalb der Parteien eine Vertrauenskrise ausgelöst: Seit Beginn der Anti-Regierungsdemonstrationen im Oktober 2019 sind die Austritte aus den traditionellen Parteien um das Fünffache gestiegen. Das berichtet das Nachrichtenportal „BioBioChile“ am Mittwoch, 22. Januar 2020, und nimmt dabei Bezug auf eine Umfrage der chilenischen Wahlbehörde (Servicio Electorial). Demnach hätten allein in den Monaten Oktober, November und Dezember 2019 so viele Mitglieder ihren Austritt erklärt wie im gesamten Vorjahr.
2087 Menschen traten in den drei Monaten allein aus der linken Partei „Revolución Democrática“ (RD) aus, gefolgt von der ebenfalls linken „Partido Socialista“ (PS). Auf der rechten Seite des Parteienspektrums haben die Mitte-Rechts-Partei „Renovacíon Nacional“ (RN) von Präsident Sebastián Piñera sowie die rechtskonservative „Union Demócrata Independiente“ (UDI) massiv an Mitgliedschaft eingebüßt. „Die Menschen sind wütend darüber, was passiert und beschuldigen die politischen Institutionen“, erklärt sich Vorsitzende der UDI Jacqueline van Rysselberghe die Austrittswelle.
Einer letzten Umfrage des Instituts „Zentrum zur Erforschung der Öffentlichkeit“ (CEP) zufolge würden nur zwei Prozent der Bevölkerung den Parteien ihr Vertrauen entgegenbringen. Der Regierung würden fünf Prozent der Befragten, dem Kongress drei Prozent vertrauen. „Auch ich bin enttäuscht und das, obwohl ich öffentliche Ämter inne hatte, da hätten wir die Stimme erheben und mehr Dinge erreichen können“, stellt auch Marcelo Díaz, Ex-Regierungsmitglied der Bachelet-Administration (2014-2018) und Parlamentarier im Abgeordnetenhaus eine Vertrauenskrise in Chiles demokratischem System fest. (bb)