Vergewaltigungsopfer ziehen vor die UN

Streetworker einer vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützten Stiftung suchen den Kontakt zu Straßenkindern in El Alto, Bolivien, um sie vor sexueller Ausbeutung zu bewahren. Foto: Adveniat/Martin Steffen
In zahlreichen Ländern Lateinamerikas ist Abtreibung nach wie vor verboten, selbst wenn eine Schwangerschaft auf Vergewaltigung zurückzuführen ist. Dies gilt auch für junge Mädchen und Opfer sexuellen Missbrauchs in der Familie. Vier junge Frauen aus Nicaragua, Guatemala und Ecuador wollen dies nicht länger akzeptieren. Sie waren Opfer sexueller Gewalt und sind nun mit 12 und 13 Jahren junge Mütter. Am 29. Mai 2019 werden sie mit Hilfe der Nichtregierungsorganisation „Planned Parenthood Global“ (PPG) ihre Fälle vor den Vereinten Nationen (UN) präsentieren. Internationale Medien bezeichnen diesen Schritt als historisch.
Trauriger Spitzenreiter
Die vier Mädchen werden ihre Fälle vor der UN-Kommission für Menschenrechte in Genf präsentieren und dort die Regierungen ihrer Heimatländer anklagen, da diese sich nicht an internationale Standards halten. „Die Staaten haben die Pflicht, diese Standards zu garantieren“, erklärte Ximena Casas gegenüber der Tageszeitung El Pais. Die Fälle entfalten vor allem deshalb eine so hohe Symbolwirkung, da Lateinamerika weltweit die einzige Region ist, in der die Gewalt gegen Kinder und vor allem junge Mädchen weiter auf dem Vormarsch ist. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die häusliche Gewalt sowie das Frauenbild eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus fehle es laut PPG an entsprechenden Gesetzen bezüglich der Familienplanung.
Zudem gebe es keine ausreichenden Angebote zur psychischen Begleitung und Therapie für die Opfer sexueller Gewalt. Häufig sind sie schwer traumatisiert und leiden jahrelang unter psychischen Problemen. Auch dies sei laut „Planned Parenthood Global“ Aufgabe der jeweiligen Regierung, ebenso wie eine andere Gesetzgebung im Zusammenhang mit Abtreibungen. Hier sind besonders die zentralamerikanischen Länder extrem strikt. Dabei ist die Zahl der Opfer sexueller Gewalt hoch: Sie übersteigt jedes Jahr eine Million und verdeutlicht den enormen Handlungsbedarf.