Vereinte Nationen warnen vor "Hungerpandemie" mit Millionen Hungernden
Durch die Corona-Pandemie und die ergriffenen staatlichen Gegenmaßnahmen droht der Hunger in Lateinamerika stark anzusteigen. Davor warnen die jüngsten Prognosen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) am Mittwoch, 27. Mai 2020. Mindestens 14 Millionen Menschen in Lateinamerika würden demnach im laufenden Jahr zu wenig zu essen bekommen und an Hunger leiden.
"Wir befinden uns in einer sehr komplizierten Phase, es ist das, was wir eine Hungerpandemie nennen", heißt es in der Pressemitteilung von Miguel Barreto, dem Regionaldirektor des WFP für Lateinamerika und die Karibik. Zwischen dem Rio Grande und Feuerland hätten laut WFP-Berechnungen in 2019 rund 3,4 Millionen Menschen unter schwerer Nahrungsmittelunsicherheit gelitten, so der Fachbegriff für Hunger. In 2020 könnte sich die Zahl der Menschen, die keinen verlässlichen Zugang zu Nahrung haben, vervierfachen.
In Haiti könne sich die Zahl der Hungernden von 700.000 auf 1,6 Millionen mehr als verdoppeln. Auch die geflüchteten Venezolaner, die sich im Andengebiet aufhalten und Mittelamerikaner, die unter der aktuellen Dürre leiden, seien besonders betroffen. In vielen Ländern der Region ist es bereits zu Protesten gegen die Quarantäne-Auflagen zur Pandemie-Bekämpfung gekommen. In Kolumbien und anderen Ländern hängen Menschen in Not rote Fahnen aus ihren Häusern und Wohnungen, um nach Hilfe zu rufen. Der Großteil der Notleidenden sind Menschen, die in der informellen Schattenwirtschaft arbeiten und keinerlei Anspruch auf Lohnausgleichszahlung oder Arbeitslosengeld haben. (bb)