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Venezuela: Weltrekord für das größte Orchester der Welt

In Caracas errangen 12.000 venezolanische Musiker den Weltrekord für das größte Orchester der Welt. Mit ihrer Inszenierung setzten sie ein Zeichen der Hoffnung und der Widerstandsfähigkeit in dem von einer humanitären Krise gebeutelten Land. 

Die vorwiegend jungen Musiker traten am 13. November in der Hauptstadt Caracas an, um als größtes Orchester der Welt Geschichte zu schreiben. Vergangenen Samstag bestätigte das Guinness-Komitee: Der Weltrekordversuch ist geglückt. Im Innenhof der venezolanischen Militärakademie spielte das Orchester unter der strengen Aufsicht einer 260-köpfigen Jury acht Musikstücke, darunter Tschaikowskys „Slawischen Marsch“. Das bis dato größte Orchester der Welt aus Russland hatte sich 2019 mit 8.097 Musikern in Sankt Petersburg versammelt.

12.000 Musiker spielen Tschaikowsky 

„Der Weltrekord zeigt, dass die Menschen inmitten all der Unsicherheit wieder auf die Beine kommen möchten“, erzählt Génesis Parrot, der als Chorsänger beteiligt war. „Auch wenn es um uns herum dunkel ist, gibt es Menschen, die sich weiterentwickeln und anstrengen für unser Land“. Die Teilnehmer des Konzertes wurden von den Direktoren ihrer Heimatorchester ausgewählt. Gesetzt waren auch die Hauptorchester aus Caracas und die jedes Bundesstaates. Voraussetzung für die Teilnahme war ein negativer PCR-Test. Die Musiker mussten außerdem während der Reise und Vorführung Masken tragen; es sei denn natürlich, das Musikinstrument ließ dies während des Konzertes nicht zu. 

Musizieren ohne politisches Motiv

„Nach der Aufführung fuhren wir motiviert nach Hause; glücklich über das, was wir geschafft haben, und stolz, dass wir gezeigt haben, was für ein großes Team wir sind“, erzählt Vilma Vega, Fagottistin. Die Zwiespältigkeit des Ereignisses ist auch ihr bewusst. Schließlich entbrannte in den sozialen Netzwerken eine hitzige Debatte unter Venezolanern, ob die Musiker der autoritären Regierung Maduros den Gefallen getan hätten, international das Image aufzubessern. „Wir sind nicht nach Caracas gekommen, um irgendeiner politischen Partei Tribut zu zollen, sondern um unser Talent zu zeigen“, sagt Vega. „Jeder Musiker hat den Verstand und die eigenen Überzeugungen, um unabhängig von Manipulationen selbst über die Gründe für seine Teilnahme zu entscheiden.“

Musikförderung hat Tradition

Die Musikförderung, insbesondere von jungen Menschen, hat in Venezuela eine lange Geschichte und bildet eine wichtige Säule des venezolanischen Kulturbetriebs. Das Orchesterprojekt, „El Sistema“ genannt, ist eines der größten der Welt und wurde 1975 von dem inzwischen verstorbenen Musiker José Antonio Abreu initiiert. Es hat bekannte Musiker wie Gustavo Dudamel hervorgebracht, der ins Exil ging und heute Leiter des Los Angeles Philharmonic Orchestra sowie Dirigent der Pariser Oper ist. Mit der Gründung des nationalen Jugend-Sinfonieorchesters und einer Stiftung zur Musikförderung verband Gründer Abreu den Wunsch, Kindern und Jugendlichen aus allen gesellschaftlichen Schichten Zugang zur musikalischen Erziehung zu ermöglichen. 

"El Sistema" leidet unter Krise

Die gravierende Versorgungskrise im Land macht sich auch bei "El Sistema" bemerkbar. In Akademien in Caracas werden weiter die landesweit besten Musiker jedes Instrumentes ausgebildet. Doch die Zeiten, in denen junge Musiker mit Flugtickets, Essen und Unterkunft in guten Hotels für ihre Reisen in die Hauptstadt gefördert wurden, sind vorbei. Um das renommierte Simón Bolívar-Jugendorchester erhalten zu können, wurden die Budgets der Orchester im restlichen Land gekürzt. Mancherorts war kein Geld mehr für Notenständer vorhanden, wie eine nach Deutschland emigrierte Musikerin erzählt. 

Jugendorchester sind Ansporn

Die wirtschaftliche, politische und humanitäre Krise im Land hat seit 2015 mehr als 15 Prozent der Venezolaner dazu bewogen, auszuwandern. Talente, die den Orchestern nun fehlen. „Die Flucht von Talenten und Lehrern ist eines der Hauptprobleme im Orchesterprojekt. Aber wir, die wir geblieben sind, setzen uns weiter für die Förderung der musikalischen Talente ein“, erzählt der Violinist und Musiklehrer José Gabriel Valbuena. „Die Kraft der Musik hat Kriege und Pandemien überlebt. Deshalb bleiben die Orchester ein wichtiger Ansporn für das künstlerische Dasein und die musikalische Erziehung“.

Text: Julia Monge (Deutsche Welle, El Diario , NY Times, Augenzeugenberichte)

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