Venezuela: Hinrichtungen durch Sicherheitskräfte
Wer in Venezuela gegen die zahlreichen Missstände protestiert, riskiert sein Leben. Im Januar wurden bereits 27 Menschen von Sicherheitskräften ermordet.

27 Menschen wurden in Venezuela dieses Jahr bereits von Sicherheitskräften ermordet. Foto: Escher/Adveniat
2021 kostete der Widerstand gegen die Staatsgewalt pro Tag im Schnitt sechs Menschen das Leben, so die Nichtregierungsorganisation Observatorio Venezolano de Violencia. Nach nicht mal der Hälfte des Januars sind bereits weitere 27 Tote zu beklagen, so die spanische Tageszeitung „El País“ unter Berufung auf die Nichtregierungsorganisation Control Ciudadano. Von 2016 bis 2021 betrug die Zahl der außergerichtlichen Exekutionen 9.211.
Daher hat der Internationale Strafrgerichtshof Anfang November 2021 Ermittlungen gegen Venezuela eingeleitet. Auch den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigen die Menschenrechtsverletzungen immer wieder.
Soziale Kontrolle durch Klima der Angst
Die Anwältin Liliana Ortega, Geschäftsführerin der Nichtregierungsorganisation Cofavic, sagt, Gewalt würde genutzt, um sozialer Kontrolle in den armen Gegenden der venezolanischen Großstädte herzustellen. Proteste sollen im Keim erstickt werden, bevor ein Flächenbrand entstehe. Systematisch werde ein Klima der Angst und Einschüchterung geschürt.
Von den 9.211 Hingerichteten zwischen 2016 und 2021 waren 80 Prozent unter 25 Jahre alt. Wer Anzeige erstattet - dies sind überwiegend ältere Frauen - wird bedroht. Die Täter gehen häufig straffrei aus. Innerhalb von drei Jahren wurden in 4.890 Fällen Ermittlungen wegen Hinrichtungen eingeleitet. Von 731 schließlich angeklagten Beamten wurden gerade einmal 118 verurteilt, etwa 16 Prozent. Die Verbrechen setzen sich daher fort. Venezuela wird auf lange Zeit ein traumatisiertes Land bleiben, auch wenn die Straflosigkeit irgendwann einmal ein Ende haben sollte. (bs)