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Venezuela: Empörung über Luxusparty auf "heiligem Berg"

Eine Geburtstagsparty der venezolanischen Elite auf einem der einzigartigen Tafelberge des südamerikanischen Landes löst Entsetzen aus. Auch die Kirche ist fassungslos.

Der Yuruaní-Tepui, auch unter dem Pemón-Namen Iwalkarima bekannt, ist ein Hochplateau an der Grenze zwischen Guyana und Venezuela. Foto: Tepuy Yuruaní, Fernando Flores, CC BY-SA 4.0

Der Yuruaní-Tepui, auch unter dem Pemón-Namen Iwalkarima bekannt, ist ein Hochplateau an der Grenze zwischen Guyana und Venezuela. Foto: Tepuy Yuruaní, Fernando FloresCC BY-SA 4.0

Gäste in Designerkleidung, Champagner und Anreise mit dem Hubschrauber: Der venezolanische Unternehmer Rafael Oliveros wollte seinen Geburtstag im Februar zu einem unvergesslichen Erlebnis machen und lud die Elite des südamerikanischen Landes auf einen der wohl spektakulärsten Plätze überhaupt ein. Auf das "Dach" eines der atemberaubend schönen Tafelberge Venezuelas, die - durch Erosion entstanden - bis zu 3.000 Meter in die Höhe ragen.

Unvergesslich wurde das Ereignis tatsächlich, allerdings anders als sich Oliveros vorgestellt hatte. Denn nachdem einige Teilnehmer Bilder von der Veranstaltung in den Sozialen Netzwerken teilten, wurde der Gastgeber zur Zielscheibe scharfer Kritik von Umweltschützern, Indigenen-Organisationen und der katholischen Kirche. Sie alle empören sich über das dekadente Treiben der illustren Partygesellschaft.

Indigene: "Verletzung von Mutter Erde"

Oliveros wurde 2016 laut der Zeitung "El Nacional" von Venezuelas sozialistischem Präsidenten Nicolas Maduro als Tourismusmanager in den Nationalen Wirtschaftsrat berufen und verfügt über erstklassige Kontakte zur Elite in Politik und Wirtschaft. "Dies war eine Verletzung von Mutter Erde, weil dies heilige, unberührbare Berge sind, die wir traditionell bewachen, erhalten und respektieren, genau wie unsere Vorfahren", wird Nazario Rosi, ein Sprecher der Pemón-Indigenen in regierungskritischen venezolanischen Medien zitiert. Die Pemón-Kultur verbiete es den Menschen, auf den Kusari-Gipfel zu steigen. Genau dort aber fand die Party der Reichen und Mächtigen Venezuelas statt - offenbar auch mit Schäden für die Natur.

Mit Bestürzung reagierte auch die Venezolanische Bischofskonferenz auf die Party im Herzen des Nationalparks Canaima und sprach in einer Anfang März veröffentlichten Erklärung von fortgesetzten Aggressionen gegen die indigene Bevölkerung und die Natur. Die Ökologie auf den Tafelbergen sei einzigartig und über eine sehr lange Zeit hinweg entstanden. Jedwede Aktion dort oben auf den Bergen könne unkalkulierbare Auswirkungen auf die Natur haben, die ohne Zweifel sehr lange brauche, um sich von solchen Schäden zu erholen.

Bischöfe kritisieren Rohstoffausbeutung im Amazonas

Der Vorfall ist allerdings nur die Spitze des Eisberges. Während sich die internationale Medienberichterstattung nahezu ausschließlich auf die katastrophale Umweltpolitik Brasiliens im Amazonas konzentriert, findet in Venezuela zeitgleich und weitgehend unbeachtet ein desaströser Raubbau an der Natur statt. Konkret beziehen sich die Bischöfe auf das hochumstrittene "schreckliche Projekt Arco Minero del Orinoco". Die Maduro-Regierung gab hier Grünes Licht zur Exploration von Rohstoffen in einer der ökologisch wertvollsten Regionen des Amazonas. Die wenigen Berichte, die aus der schwer zugänglichen Region nach außen dringen, deuten auf katastrophale Zustände hin. Journalisten und Umweltschützer, die vor Ort berichten wollen, befinden sich in Lebensgefahr, weil bewaffnete Banden die Ausbeutung der Rohstoffe überwachen.

Venezuela gefährlich für Umweltschützer

Venezuela wird deshalb mehr und mehr zu einem der gefährlichsten Länder für Umweltschützer: Laut Angaben der Nichtregierungsorganisation Odevida wurden in den vergangenen acht Jahren 32 Umweltaktivisten in Venezuela getötet. Insgesamt 21 der Opfer sollen dabei von Auftragsmördern der Bergbauindustrie oder kolumbianischen Guerillagruppen im Land getötet worden sein. Zudem sei auch eine Zunahme von Aggressionen und Bedrohungen gegenüber Umweltschützern festgestellt worden. In Venezuela sind unter anderem die linksgerichteten Guerillagruppen ELN und FARC aktiv, die von der sozialistischen Regierung von Präsident Maduro zumindest geduldet werden. Zuletzt hatte auch der Internationale Strafgerichtshof eine formale Untersuchung zu mutmaßlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Venezuela eingeleitet.

Die Bischöfe riefen zum Abschluss ihrer Bestandsaufnahme nun dazu auf, zu einem friedlichen, harmonischen Leben in Einklang mit der Natur zurückzukehren. Dazu sei es notwendig, das soziale und ökologische Umfeld zu respektieren. Helikopterflüge auf einzigartige und unberührte Tafelberge gehören sicher nicht dazu.

Quelle: kna, Autor: Tobias Käufer, Bogotá

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