Umweltschützer: Brasilien verschwieg Abholzungsdaten vor COP26
Obwohl die aktuellen Daten zur Abholzung im Amazonas-Gebiet bereits vorlagen, soll die brasilianische Delegation diese bewusst zurückgehalten haben. Das nährt Zweifel, ob Brasilien seine Klima-Versprechen aus der COP26 in Glasgow einhält.
Umweltschützer werfen Brasiliens Regierung vor, die Bekanntgabe der jüngsten Abholzungszahlen bewusst bis nach der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow hinauszögert zu haben. Präsident Jair Messias Bolsonaro habe sich damit vor Imageschäden und Kritik im Rahmen des Gipfeltreffens schützen wollen, wie Medien am Freitag, 19. November 2021 berichten.
Zunahme der Abholzung um 22 Prozent
So ist die Abholzung im brasilianischen Amazonaswald nach Daten des staatlichen Klimainstituts Inpe mit 13.235 Quadratkilometern auf den höchsten Stand seit 15 Jahren gestiegen. Zuletzt war 2006 mit 14.286 Quadratkilometern ein ähnlich hoher Wert gemessen worden. Die von August 2020 bis Juli 2021 erhobenen Daten ergeben nun eine Zunahme von 22 Prozent gegenüber dem vorherigen Zwölfmonatszeitraum.
Die am Donnerstag von Inpe veröffentlichten Dokumente belegten demnach auch, dass die Abholzungszahlen bereits am 27. Oktober veröffentlicht werden sollten, also noch vor Beginn der COP26 in Glasgow am 31. Oktober. Medienvertreter und Umweltorganisationen hatten während der Konferenz die brasilianische Delegation aufgefordert, die aktuellen Zahlen vorzulegen. Regierungsvertreter gaben jedoch an, diese lägen noch nicht vor.
Umweltschützer: Abholzung am Amazonas illegal
Der Anstieg bei der Abholzung wirft Zweifel an den von Brasilien in Glasgow gemachten Versprechen auf, die illegale Abholzung bis 2028 auf Null zu senken. Zuvor sollte dies bis 2030 geschehen. Allerdings gehe die Regierung davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Baumfällungen illegal sei. Umweltschutzorganisationen halten hingegen fast die gesamte Abholzung in Amazonien für illegal.
Bolsonaro unterstützt die Forderung von Landwirten, Agrarflächen in Amazonien zu schaffen. Dafür soll auch der Schutz von Indigenengebieten aufgehoben werden, die über intakte Waldgebiete verfügen. Zudem kürzte Bolsonaro die Gelder der staatlichen Umweltbehörden Ibama und ICMBio. Ein ausreichender Schutz der Gebiete vor illegalen Aktivitäten ist damit nicht gegeben. Die Waldzerstörung ist zudem für rund drei Viertel von Brasiliens Treibhausgasemissionen verantwortlich.