Tren Maya: UN fordern Konsultation betroffener Indigener

Die 1.500 Kilometer lange Strecke des „Tren Maya“ würde durch Naturschutzgebiete und das Land indigener Gemeinden führen. Eine Befragung der Betroffenen ist bislang nicht vorgesehen und wird nun von den Vereinten Nationen angemahnt. Es käme schließlich zu Abholzungen und generell einem tiefen Eingriff in das Leben der indigenen Bevölkerung. Noch bevor AMLO sein Amt am 1. Dezember antreten wird, gibt es somit schon den ersten Konflikt mit Mexikos Ureinwohnern.
Von den künftig Regierenden gibt es widersprüchliche Aussagen. Der kommende Chef des Fondo Nacional de Fomento al Turismo (Fonatur) Rogelio Jiménez Pons, erklärt, eine Konsultation sei nicht erforderlich, handele es sich doch um ein Wahlversprechen von AMLO. Der künftige Chef der Secretaría Desarrollo Agrario, Territorial y Urbano (Sedatu), Román Meyer Falcón, dagegen hält eine Konsultation in städtischen Gebieten für notwendig, da der Streckenbau Auswirkungen auf die Böden habe.
Fünf Bundesstaaten wären betroffen
In der Zivilgesellschaft stößt das Projekt „Tren Maya“ auf große Skepsis. Betroffen wären gleich fünf Bundesstaaten: Yucatán, Quintana Roo, Campeche, Tabasco und Chiapas. Auf dem Gebiet befinden sich 25 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von mehr als 80.000 Quadratkilometer, etwa die Größe Österreichs. Gilberto López y Rivas vom Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH) spricht von einem aggressiven Projekt, das alles bedrohe, was Leben ausmache. Der „Tren Maya“ dürfte kaum im Interesse der indigenen Völker sein.
Kritiker verweisen auf Übereinkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), das neben anderen Rechten eine Konsultierung zwingend vorschreibt, und von Mexiko unterschrieben wurde. Die indigene Selbstbestimmung ist durch den „Tren Maya“ zweifellos berührt, nachdem es auf Yucatán seit 1958 nicht mehr zum Bau einer Eisenbahnstrecke kam. Andernorts in Mexiko wurde Holz aus den Tropenwäldern von Quintana Roo verwendet. Mexikos Eisenbahnsystem errichteten im 19. Jahrhundert vor allem Investoren aus Großbritannien, den USA und Frankreich. Die Züge transportierten Rohstoffe wie Holz und Zucker für Fabriken in diesen Ländern.
Touristen könnten die heutige Maya-Kultur kennenlernen
Kritiker halten den Namen „Tren Maya“ für unsensibel gegenüber den Indigenen, für eine Marke, um Touristen anzulocken. Zu bezweifeln sei außerdem, dass das Projekt der ländlichen Bevölkerung Yucatáns etwas bringe. Der Zug selbst dürfte sich wirtschaftlich nicht für die Gemeinden auswirken, wenn schon, dann eher die Aktivitäten um den „Tren Maya“ herum - wie Kunsthandwerk, Bienenzucht und der Verkauf für die Region typischer Produkte wie Zierpflanzen oder Marmeladen an die Touristen. Neben Ökotourismus wäre es außerdem vorstellbar, den Reisenden das kulturelle Erbe der Maya näherzubringen. (bs)