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Brasilien |

Studie: Belo Monte Wasserkraftwerk bringt kaum wirtschaftlichen Impuls

Im Jahr 2011 begann der Bau des Wasserkraftwerks Belo Monte im Amazonasgebiet Brasiliens. Von dem Megaprojekt erhofften sich der Staat und die Region einen wirtschaftlichen Aufschwung. In der Fachzeitschrift „Land Use Policy“ ist nun eine Studie erschienen, die an dem ökonomischen Impuls des Projekts zweifeln lässt.

Die ehemalige Präsidentin Brasiliens, Dilma Rousseff, mit Arbeitern von Belo Monte. Foto: Dilma Rousseff visita as obras, Sala de Imprensa, CC BY-NC 4.0 

Die wissenschaftliche Fachzeitschrift Land Use Policy, die sich mit Fragen der Landnutzung beschäftigt, hat dem Staudammprojekt Belo Monte im brasilianischen Bundesstaat Pará in einer Studie eine negative Bilanz ausgestellt: Es trägt demnach kaum zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei - im Gegenteil: 

Das nach Stromerzeugungskapazität drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt hat dafür gesorgt, dass in der Nachbarstadt Altamira inzwischen viele Lebensmittel aus anderen Teilen Brasiliens importiert werden müssen. Im ländlichen Raum herrscht ein Mangel an Arbeitskräften, die Arbeitskosten in der Landwirtschaft sind gestiegen.

Strom aus Wasserkraft soll steigenden Energiebedarf mit abdecken

Bei Baubeginn 2011 wurden die Kosten von Belo Monte auf umgerechnet rund 9,5 Milliarden Dollar veranschlagt. Brasiliens Regierung hielt das Wasserkraftwerk für dringend erforderlich, um den kräftig steigenden Energiebedarf des Landes abdecken zu können.

Das Wissenschaftsportal scidev.net sprach kürzlich mit der Biochemikerin María Elena López von der Universidade Federal do Pará über Bauprojekte in der Amazonasregion. Sie weist auf ein Paradox hin: Projekte wie Belo Monte hätten im Amazonas dazu beigetragen, dass der sozioökonomische Abstand zwischen dem Amazonasgebiet und dem Rest von Brasilien sogar weiter gewachsen sei. 

Landwirtschaftliche Familienbetriebe produzieren weniger

Anders als vorausgesagt ist die Nachfrage nach Lebensmitteln durch das Dammprojekt in der Region nicht gestiegen, und auch die landwirtschaftliche Produktion hat durch Belo Monte keinen Impuls erhalten. Für den Bau des Wasserkraftwerks verließen Landarbeiter in Scharen die Felder. Zudem gaben schätzungsweise 60 Prozent der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in der Region den Anbau von Reis, Bohnen und Mais auf. In den ersten Jahren des Baus von Belo Monte nahmen dagegen der Anbau von Kakao und die Viehwirtschaft stark zu. Altamira bezieht heute viele Lebensmittel aus anderen brasilianischen Bundesstaaten: Obst aus São Paulo, Fisch aus Santa Catarina und Reis aus Rio Grande do Sul.

Von 2011 bis 2013 ging von Belo Monte ein starker Beschäftigungsimpuls aus. Der Höhepunkt wurde 2014 mit über 43.000 formalen Arbeitsplätzen erreicht. Problem: Die Beschäftigung war oft nur von kurzer Dauer. 2017 lag das Beschäftigungsniveau dann wieder so hoch wie vor Baubeginn.

Einwohnerzahl der Stadt Altamira verdoppelt

Die Biochemikern María Elena López ist skeptisch, ob am Bau von Belo Monte beteiligte Arbeiter in großer Zahl wieder aufs Land zurückkehren werden. Sie hätten die Erfahrung besserer Lebensbedingungen gemacht. Die Stadt Altamira verdoppelte von 2011 bis 2014 ihre Einwohnerzahl von 75.000 auf fast 150.000. Zugleich nahm die Gewalt deutlich zu. 2015 erlangte Altamira sogar als gewalttätigste Stadt in ganz Brasilien traurige Berühmtheit. Auf 100.000 Einwohner kamen 124,6 Morde. Inzwischen hat sich die Zahl jedoch wieder halbiert.

López bedauert, dass vor dem Baubeginn von Belo Monte keine vorbeugenden Maßnahmen getroffen worden seien. Sie nennt eine Verbesserung der Infrastruktur in der Region und Pläne für die ländliche und soziale Entwicklung. So hätten sich die Auswirkungen der Migration minimieren lassen. Die Biochemikern, die seit Jahren die Auswirkungen von Wasserkraftwerksprojekten auf die Biodiversität in Brasilien untersucht, fordert nun, da das Wasserkraftwerk steht, die Überwachung der Auswirkungen auf die Umwelt und einen breiten Zugang der Bevölkerung zu öffentlichen Gesundheitsdienstleistungen, um mittel- und langfristige Folgen von Belo Monte vorzubeugen

Text: Bernd Stößel

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