Streitkräfte und Unternehmer in Honduras fordern Dialog
Generalstabschef Romeo Vazquez ist zuversichtlich, dass eine friedliche Lösung gefunden wird.
Puebla. In Honduras mehren sich die Anzeichen für eine Annäherung zwischen der Putschregierung und dem gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya. Am Dienstag erklärte Generalstabschef Romeo Vazquez, eine der wichtigsten Stützen der seit drei Monaten amtierenden Putschregierung, er sei zuversichtlich, dass bald eine friedliche Lösung gefunden werde. Die Streitkräfte seien für einen Dialog. Zuvor hatten bereits einflussreiche Unternehmer eine Kompromisslösung öffentlich gemacht. Der Vorschlag des Vorsitzenden der Nationalen Industrieverbandes, Adolfo Faucusse, sieht vor, dass Zelaya wieder ins Amt zurückkehrt und erfüllt damit die wichtigste Bedingung der internationalen Gemeinschaft, die die Putschregierung bisher nicht akzeptieren wollte. Allerdings wäre diese Rückkehr symbolisch, da Zelaya unter Hausarrest gestellt und entmachtet werden soll, denn die Amtsgeschäfte sollen bis zu den Wahlen am 29. November von einem Ministerrat geführt werden. Eine internationale Militärmission soll die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung garantieren. Zelaya reagierte zunächst nicht auf den Vorschlag.
De-facto-Präsident Roberto Micheletti, der bislang eine Vermittlung abgelehnt hatte, erklärte sich unterdessen bereit, ab Freitag eine Kommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ins Land zu lassen und zu empfangen. Auch die Kirche bemühte sich um Vermittlung. Die internationale Gemeinschaft, darunter UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, die Menschenrechtsorganisation Amnesty International und das US-Außenministerium appellierten erneut an die Kontrahenten, die Krise friedlich beizulegen. Nachdem die USA am Montag Zelayas Verhalten als „unverantwortliche Hollywood-Show“ kritisiert hatten, forderten sie am Dienstag Micheletti ausdrücklich dazu auf, den Dialog aufzunehmen.
Die Annäherung folgt auf dramatische Tage seit der Rückkehr des gestürzten Zelaya nach Tegucigalpa vor einer Woche. Dort hatte er von der brasilianischen Botschaft aus seine Anhänger zu Protesten aufgerufen. Die Putschregierung hatte eine Ausgangssperre verhängt, die Grundrechte außer Kraft gesetzt, oppositionelle Medien geschlossen, der brasilianischen Botschaft mit der Aberkennung ihres diplomatischen Status gedroht und Vermittler der OAS deportiert. Trotz der einschüchternden Militärpräsenz in Tegucigalpa demonstrierten am Dienstag wieder hunderte Anhänger Zelayas in der Nähe der Pädagogischen Hochschule. Das Militär umzingelte die Kundgebung zwar, löste sie aber nicht gewaltsam auf wie die Tage zuvor. Nach kurzen Verhandlungen setzten die Demonstranten ihre Aktion im Gebäude der Getränkeherstellergewerkschaft fort. Micheletti erklärte nach einem entsprechenden Appell des Wahlgerichtes und des Medienverbandes, er erwäge, die Grundrechte wieder in Kraft zu setzen.
Autorin: Sandra Weiss