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Ecuador, Venezuela |

Schwerer Start in Quito - Flucht aus Venezuela

Rund fünf Millionen Menschen aus Venezuela sind bereits vor Gewalt, Hunger oder Perspektivlosigkeit aus ihrer Heimat geflohen. Die meisten davon nach Kolumbien - und auch nach Ecuador kamen Tausende.  Doch der Start in dem neuen Land ist hart. Eine Herberge in Quito des Oblaten-Ordens hilft den Ankommenden. Das Lateinamerika-Hilfswerk-Adveniat unterstützt das Projekt. 

Kinder in der Herberge „Casa de Acogida El Buen Samaritano“ in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. Foto: Knut Henkel

„Oblata“ steht über dem Torbogen in der Calle Antepara in der Altstadt von Quito. Neben dem schwarzen Metalltor, dass den Eingang in die „Casa de Acogida Buen Samaritano“, das „Heim zur Aufnahme des Guten Samariter“ versperrt, befindet sich das Büro. Dort nehmen Mitarbeiter von Caritas Ecuador Neuankömmlinge in Empfang. Es sind alleinerziehende Frauen aber auch ganze Familien, die in der Herberge im Stadtteil San Blas Zuflucht finden. 

Die Flucht nach Ecuador 

Noraima Rigual ist eine von ihnen. Vor sieben Monaten ist die kräftige 36-Jährige von der Isla Margarita in Venezuela nach Ecuador geflohen. „Am 17. Oktober 2018 habe ich mich entschieden zu fliehen. Ich wurde unter Druck gesetzt, geschlagen und zwei Tage später habe ich Venezuela mit meinem Sohn verlassen“, sagt die Sozialarbeiterin, die sich weigerte ein Ausbildungsprojekt zu leiten. „Ich sollte Vollzugsbeamte ausbilden und dazu gehörte auch die Ausbildung an der Waffe. Da war für mich Schluss“. So weit, wie ihr Geld reichte, ist sie gereist, um sich in Sicherheit zu bringen. Das haben auch die ecuadorianischen Behörden akzeptiert und ihr ein humanitäres Visum ausgestellt. Das gestattet ihr den Aufenthalt in Ecuador und auch die Arbeitssuche.

Ein Vorteil, den Rigual gegenüber den allermeisten der heute in der „Casa de Acogida Buen Samaritano“ untergebrachten Flüchtlingen hat. Ein rundes Dutzend Familien sind es sowie zahlreiche alleinstehende Mütter mit ihren Kindern, die in der „Casa de Acogida Buen Samaritano“ untergekommen sind. Bis zu einhundert Schlafplätze hat Jenny Marcela Pantoja, Ordensschwester des Oblaten-Ordens und Direktorin der Einrichtung, in der ehemaligen Schule zu vergeben. (Ein Interview mit Schwester Pantoja lesen Sie auf Adveniat.de)  Frühstück und Abendessen inklusive. Tagsüber müssen sich die Flüchtlinge aus Venezuela jedoch außerhalb der Herberge aufhalten, wo sie sich beispielsweise um die Klärung ihres Status kümmern oder arbeiten, um nach maximal einem Monat auf eigenen Beinen zu stehen. So lauten die Vorgaben der Schwestern, die sich im Januar 2018 entschieden, die Herberge zu eröffnen. Sie ist fast immer ausgebucht.

Ablehnung und geringe Löhne 

„Anfangs kamen noch gut ausgebildete Menschen, die hier auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben. Mittlerweile sind es Menschen aus einfachen Verhältnissen, die an unserer Tür anklopfen“, sagt die Ordensfrau in der strengen schwarz-weißen Tracht. Die haben in Ecuador schlechte Karten. „Die Wirtschaft steckt in einer Krise und rund die Hälfte der Arbeitnehmer arbeiten informell“, erklärt Mauricio Burbano vom Jesuitischen Flüchtlingsservice in Quito. „Die Neuankömmlinge werden als billige Konkurrenz wahrgenommen, und immer öfter weht ihnen Ablehnung entgegen“, meint der 47-jährige Migrationsexperte.

Die Erfahrung hat auch Noraima Rigual schon gemacht, die als Reinigungskraft arbeitet. Auch die Familie von Jordanis Silva, der mit seiner Frau und drei Kindern aus dem Bundesstaat Ocumare del Tuy im Bundesstaat Miranda stammt, fühlt sich in Quito nicht gerade willkommen. „Mir wurde ein Glas Wasser für meine Tochter verweigert und heute habe ich für die Hälfte dessen, was ein Ecuadorianer erhält auf dem Bau gearbeitet“, klagt der 35-jährige Familienvater. Er hofft, dass er in Peru mehr Glück hat. Dort warten Verwandte auf die Familie. Das könnte für bessere Vorzeichen für den Neuanfang sorgen als in Ecuador.

Der Text entstand im Zuge einer Recherchereise im Sommer 2019. Die geschilderten Ereignisse stellen die Situation in diesem Zeitraum dar. Laut Zahlen des ecuadorianischen Innenministeriums kamen im Jahr 2019 etwa 45. 000 Venezolaner nach Ecuador.   

Autor: Knut Henkel 

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