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Honduras |

Reporter in Angst


"An jedem Ort der Welt braucht ein Journalist Mut. Er muss Risiken eingehen und Opfer bringen, um die Wahrheit zu finden." - Romulo Emiliani Sanchez, Weihbischof im honduranischen San Pedro Sula, sagt dies am offenen Sarg eines Journalisten, Georgino Orellana. In Honduras brauchen die Redakteure dieser Tage offensichtlich besonders viel Mut, viele opfern gar ihr Leben: Eine Welle der Gewalt hat die Redaktionen des mittelamerikanischen Landes heimgesucht, allein im vergangenen halben Jahr wurden sechs Journalisten ermordet.

Georgino Orellana, in Honduras ein bekannter Fernsehreporter, war Ende April das bislang jüngste Opfer der unheimlichen Serie, die Journalisten in Angst und Schrecken versetzt. "Verlieren Sie nicht ihre Standhaftigkeit!" So mahnt Weihbischof Emiliani in der Kathedrale San Vicente de Paul in Tegucigalpa die trauernden Kollegen Orellanas, ehe sie rote Rosen in den Sarg des Fernsehjournalisten legen. Als wenig später der Sarg zu Grabe gelassen wird, steigen weiße Luftballons in den Himmel, als Zeichen des stillen Protestes gegen das Morden.

Elan Reyes, Präsident der staatlichen honduranischen Journalistenschule, fordert im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Tegucigalpa die Aufklärung aller gewaltsamen Tode. "Bislang ist noch keiner der Fälle aufgeklärt", erklärt er; es gebe lediglich Spekulationen. "Wir sind den Opfern der Familien schuldig, dass die Hintergründe der Gewalttaten offengelegt werden", so Reyes.
Die Mordserie an Journalisten hat auch internationale Organisationen aufgeschreckt: Die Organisation Amerikanischen Staaten (OAS) entsendet eine Kommission, die die Vorfälle genauer untersuchen soll, die UNESCO brachte ihre Besorgnis zum Ausdruck. Ob hinter den Gewalttaten politische Motive stecken oder ob die Journalisten "nur" Opfer der rapide gewachsenen gewöhnlichen Gewalt in dem mittelamerikanischen Land geworden sind, ist bislang völlig unklar.

Viele Menschenrechtsorganisationen sehen die Entwicklung in Honduras mit Sorge, auch wenn Elan Reyes betont, dass in Honduras das Recht auf freie Meinungsäußerung besteht. Doch die Pressefreiheit ist mit jedem Mord mehr in Gefahr.

Am 3. Mai, dem "Tag der Pressefreiheit" wagten sich viele Journalisten in Honduras gemeinsam auf die Straße. Mit Plakaten und Pappsärgen machten sie auf die bedrohliche Situation aufmerksam. Der Interamerikanische Journalistenverband SIP verwies darauf, dass die Gewaltbereitschaft gegenüber Pressevertretern in ganz Lateinamerika gestiegen sei: Allein im vergangenen Jahr wurden 26 Journalisten ermordet, sieben Medienvertreter sind spurlos verschwunden.

Seit dem Amtsantritt des honduranischen Staatspräsidenten Porfirio Lobo Sosa wurden in dem mittelamerikanischen Land sieben Journalisten und ein Nachrichtensprecher getötet. Die Regierung steht unter Druck, denn die Ermittlungsbehörden haben bislang keine Erfolge vorzuweisen - weder in der Aufklärung noch in der Prävention. Mehr als eine Telefon-Hotline für anonyme Zeugen sprang bislang nicht heraus.

Deswegen versuchen sich die Medienleute selbst zu helfen: Einige Journalisten gehen nur noch mit schusssicheren Westen auf Termine. Die Redakteure der Tageszeitung "La Prensa" reisten zu einem Seminar nach Mexiko - Thema der Fortbildung: "Wie kann ich mich vor potenziellen Anschlägen besser schützen?"


Autor: Tobias Käufer (KNA)

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