Regierung ruft Gefängnis-Notstand aus
In Honduras hat die konservative Regierung von Präsident Juan Orlando Hernández den Gefängnis-Notstand ausgerufen. Sie entzog zudem den Gefängnisbehörden die Zuständigkeit. Nun sollen fortan die Polizei und das Militär die katastrophalen Zustände in den überfüllten Haftanstalten und Jugendbesserungsanstalten bekämpfen, wie „Radio Honduras“ am Dienstag berichtet. Der Gefängnisalltag in Honduras ist von Bandengewalt und Korruption geprägt.
Präsidialamts Minister Ebal Díaz begründete die Entscheidung mit der „Notwendigkeit der Stabilisierung und dem Verhindern von Gewalttaten und Toten“, so die Nachrichtenagentur AP. Das für Beobachter überraschende Eingreifen kommt nur vier Tage nach dem Mord an Pedro Ildefonso Armas, dem Direktor des Hochsicherheitsgefängnisses "El Pozo" in Santa Bárbara. Im Oktober 2019 waren Gespräche zwischen Armas und dem inhaftierten Drogenboss, Nery López Sanabria, bekannt geworden. Anschließend wurde Sanabria von Mithäftlingen getötet.
Der Ausnahmezustand gilt zunächst für sechs Monate. Die Menschenrechte würden respektiert, erklärte Präsident Díaz. In Honduras gibt es über 30 Gefängnisse, die überfüllt sind und wo es immer wieder zu Gefängnisrevolten und Bandenkonflikten mit Toten und Verletzten kommt. 2017 begann die Regierung mit einer Gefängnisreform, die bisher jedoch kaum greift. (bb)