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Protestbewegungen nutzen digitale Medien

Die Zivilgesellschaft in Lateinamerika nutzt immer häufiger und bisweilen sehr erfolgreich Mittel des politischen Protests. Die Aktionsformen reichen von Strassenblockaden bis zur Unterschriftensammlung per Internet. In welchem Ausmass und in welcher Form Oppositionsparteien und soziale Bewegungen Websites, E-Mails, SMS, soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter oder Blogs nutzen, haben Yanina Welp und Jonathan Wheatley untersucht. Die beiden Politologen forschen am Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA), einem Forschungszentrum an der Universität Zürich. Sie analysierten fünf Fallbeispiele in Uruguay, Brasilien, Argentinien, Peru und der Dominikanischen Republik. Dabei zeigte sich, dass Websites, E-Mails, SMS, soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter oder Blogs sehr unterschiedlich verwendet werden. Am stärksten nutzten die Aktivisten in Brasilien und der Dominikanischen Republik digitale Medien. Die geringste Bedeutung hatten diese in den Kampagnen in Uruguay und Argentinien.

Die Forscher erklären die Unterschiede insbesondere mit dem Alter der Protestierenden, der Verbreitung des Internets, dem Entwicklungsstand und der Grösse des Land sowie der Organisationsstruktur der Protestbewegung. Als wichtigster Erklärungsfaktor hat sich das Alter herausgestellt. So haben in der Dominikanischen Republik vor allem jungen Menschen die Protestbewegung geprägt und digitale Medien einbezogen, obwohl die Internetnutzung im Land sonst eher gering ist. Umgekehrt gehören Uruguay und Argentinien zu den am weitesten entwickelten Ländern Lateinamerikas und der Zugang und die Nutzung des Internets sind entsprechend verbreitet. Die Aktivisten dieser Länder waren aber zumeist mittleren Alters und Mitglieder etablierter Partien und Gewerkschafen. Sie setzten vor allem auf traditionelle, bewährte Kampagnen ausserhalb digitaler Medien. Im Falle von Brasilien lässt sich die grosse Bedeutung digitaler Medien beim Protest vor allem mit der Weitläufigkeit des Landes erklären, die traditionelle Aktionsformen und die persönliche Kommunikation erschwert.

Zwei Prototypen

Insgesamt, so schliessen Welp und Wheatley, lassen sich zwei Prototypen erkennen: In relativ hoch entwickelten Ländern mit funktionierenden politischen Institutionen spielen digitale Medien eine untergeordnete Rolle. Dies trifft dann zu, wenn der Protest geprägt ist von Aktivsten mittleren Alters aus der Mittelklasse. Sie verfügen über ein Repertoire erprobter, traditioneller Aktionsformen. Die digitalen Medien ergänzen in diesen Fällen allenfalls klassische Aktionsformen, um Informationen zu verbreiten. Eine zentrale Rolle spielen digitale Medien dagegen in Ländern, in denen die politischen Institutionen die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger nur schlecht aufnehmen und junge, interneterprobte Aktivisten mit weniger Erfahrung mit klassischen Kampagnen den Protest prägen.

Gerade in instabilen Demokratien könnten digitale Medien somit als Alternative zu schwachen politischen Institutionen dienen. Dies war in Peru allerdings nicht der Fall, da der Protest vor allem von indigenen Gruppen getragen war, die wenig vernetzt sind und kaum Internetzugang haben. In solchen Situationen tendieren die Protestierenden zu radikaleren Aktionsformen wie zivilem Ungehorsam und Sabotage.

Die Publikation: Eva Anduiza/Michael J. Jensen/Laia Jorba: Digital Media and Political Engagement Worldwide, Cambridge University Press, Juni 2012

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