Priester kritisiert Sammelprozesse gegen Demonstranten in Kuba
Nach der Verhaftung zahlreicher Demonstranten in Kuba, die im Juli für eine demokratische Öffnung sowie gegen die Versorgungskrise auf die Straße gegangen waren, hat ein katholischer Geistlicher das Vorgehen der Justiz kritisiert.
In Kuba hat ein katholischer Geistlicher das Vorgehen der Justiz gegenüber verhafteten Demonstranten kritisiert. Dem kirchlichen Portal "ACI Prensa" sagte der Priester Eduardo Llorens von der Erzdiözese Havanna am Wochenende, es gebe Sammelverfahren gegen die Verhafteten, die zwar vom Gesetz gedeckt seien, aber "die den Beschuldigten in einen Zustand der Schutzlosigkeit versetzen". Menschenrechtsorganisationen gehen von über 500 Verhafteten aus.
Der Anwalt dürfe erst kurz vor dem Prozess erscheinen und die Akte einsehen, wenn es den Familienmitgliedern überhaupt gelänge, das Geld zu beschaffen und einen Anwalt zu finden, beschrieb Llorens die Situation der Angeklagten. Es sei praktisch unmöglich, dass die Verteidigung in so kurzer Zeit Beweise einholen könne, die ihren Mandanten entlasten. Die Zeugen seien gleichzeitig die Ermittler des Falls sowie die Polizei, die die Festnahme durchgeführt habe. Viele der Polizisten könnten sich aber gar nicht an die Gesichter der Angeklagten erinnern, da sie sehr viele Menschen festgenommen hätten, sagte Llorens.
In Kuba hatten im Juli tausende Menschen gegen staatliche Repression, für eine demokratische Öffnung des Ein-Parteien-Systems sowie gegen die Versorgungskrise demonstriert. Kubas Regierung räumte inzwischen Fehler beim Umgang mit den Versorgungsproblemen ein und versprach eine selbstkritische Analyse. Menschenrechtsorganisationen berichteten über ein gewaltsames Vorgehen der Sicherheitskräfte in Uniform und in Zivil gegen die Proteste. Zahlreiche Journalisten, Künstler, Aktivisten und Intellektuelle wurden verhaftet.