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Präsidentenwahl in Peru: Pedro Castillo hauchdünn vorne

Mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,2 Prozent der gültigen Stimmen ist der marxistische Landschullehrer Pedro Castillo zum neuen Präsidenten Perus gewählt worden. Seine Konkurrentin, die neoliberale Keiko Fujimori erkennt die Wahl nicht an und klagt vor Gericht.

Das Parlamentsgebäude in Perus Hauptstadt Lima. Foto: Flickr, CCO1.0

Das Parlamentsgebäude in Perus Hauptstadt Lima. Foto: Flickr, CCO1.0

In Peru zeichnet sich eine politische Kehrtwende ab: Der marxistische Landschullehrer Pedro Castillo konnte seinen hauchdünnen Vorsprung bei den Präsidentschaftswahlen verteidigen. Die Wahlbehörde beendete am Donnerstag die Auszählung der Stimmen. Demnach kam Castillo auf 50,2 Prozent der gültigen Stimmen, während seine Konkurrentin, die neoliberale Betriebswirtin Keiko Fujimori 49,8 Prozent erhielt. 6% stimmten ungültig oder warfen einen leeren Stimmzettel ein, 23 Prozent gingen trotz Wahlpflicht nicht an die Urnen. Fujimori erkannte das Ergebnis nicht an und sprach von Wahlbetrug. Die Tochter des Exdiktators Alberto Fujimori will gegen 200.000 ihrer Ansicht nach gefälschte Wahlzettel vor das Wahlgericht ziehen, das nun das letzte Wort hat. Dieser Prozess dürfte mindestens bis nächste Woche dauern. Erst danach wird der Sieger offiziell proklamiert.

Fujimori: Klägerin und Angeklagte zugleich

Wahlexperten schätzen die Chancen von Fujimori, die bereits zum dritten Mal antritt, jedoch als nicht allzu hoch ein. Der Vorsitzende des Wahlgerichts, Jorge Luis Salas, zeigte sich angesichts des Ansinnens von Fujimori überrascht. „Sie will 802 Wahlakten annullieren. Bei der vorherigen Präsidentschaftswahl waren es nur 29.“ Die peruanischen Streitkräfte riefen angesichts der Nervosität und zirkulierender Gerüchte über einen bevorstehenden Putsch die Bevölkerung zur Geduld auf und beteuerten, sie werden den Volkswillen respektieren. Ministerpräsidentin Violeta Bermúdez bat die Kandidaten um Mäßigung.

Fujimoris juristische Offensive könnte mit dem gegen sie laufenden Verfahren gegen Geldwäsche zu tun haben. Sie soll vom brasilianischen Baukonzern Odebrecht Wahlkampfgelder angenommen haben. Am Donnerstag beantragte ein Staatsanwalt, sie in Untersuchungshaft zu nehmen. Ihr drohen bis zu 30 Jahren Haft. Sie bezeichnete das Ansinnen des Staatsanwalts als „absurd“. Castillo ließ sich derweil bereits als Sieger feiern. Zu den ersten Gratulanten gehörten seine sozialistischen Kameraden aus Bolivien, Brasilien und Argentinien, die Expräsidenten Evo Morales und Luiz Inácio „Lula“ da Silva sowie der amtierende argentinische Präsident Alberto Fernández. Sie freuen sich über Verstärkung im linken Lager in Lateinamerika, zu dem auch die autoritären Regime in Kuba, Venezuela und Nicaragua gehören.

Konträre Wirtschaftsmodelle: Neoliberal gegen marxistisch

Castillo und Fujimori repräsentieren zwei konträre Modelle. Die japanischstämmige Fujimori ist Teil der Elite und verteidigte das neoliberale Wirtschaftsmodell. Sie konnte damit vor allem in der urbanen Mittel- und Oberschicht punkten. Castillo, ein einfacher Mestize und Bauernsohn, verspricht einen sozialistischen Umbau und brachte damit Bauern, Indigene und städtische Arme hinter sich. Er war zuvor Anführer der Lehrergewerkschaft Sutep, die als Bastion der peruanischen Kommunisten gilt. Seine Wahlplattform Peru Libre wurde von einem marxistischen Arzt und Ex-Gouverneur gegründet, der wegen Korruption verurteilt wurde und deshalb selbst nicht antreten durfte.

Vor der Wahl war der 51jährige nur wenigen ein Begriff. Doch die Pandemie, die Peru besonders hart traf, Korruptionsaffären und eine politische Dauerkrise mit ständig wechselnden Staatschefs katapultierten den Außenseiter nach vorne. Castillo will die Verfassung reformieren und plädiert für Verstaatlichungen der Rohstoffindustrien – wenngleich einer seiner Wirtschaftsberater jetzt diese Aussagen abschwächte. Gesellschaftspolitisch ist er konservativ - etwa in Fragen der Abtreibung, der Migration oder gegenüber Homosexuellen.

Sorge vor politischer Instabilität

Inwieweit er seine Ideen durchsetzen kann, steht auf einem anderen Blatt. Seine Basis macht nicht einmal 20 Prozent der Bevölkerung aus; in dem 130 Sitze zählenden Kongress stellt seine Partei nur 37 Abgeordnete. Der knappe Wahlausgang und der zersplitterte Kongress lässt Beobachter eine Fortsetzung der Instabilität und politischen Dauerkrise befürchten. Es ist aber auch möglich, dass sich dasselbe wiederholt wie 2011. Damals gewann mit Ollanta Humala schon einmal ein Mestize mit sozialistischen Ideen. Einmal an der Macht, schwenkte er jedoch auf einen gemäßigten Kurs ein.

Autorin: Sandra Weiss

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