Peru: Prozessauftakt gegen Fujimori wegen Zwangssterilisationen
In Peru muss sich Ex-Präsident Alberto Fujimori vor Gericht verantworten. Unter seiner Präsidentschaft wurden hunderttausende Peruanerinnen zwangssterilisiert. Laut Anklage endete der Eingriff bei einigen Frauen tödlich.
Perus Ex-Präsident Alberto Fujimori muss sich im Fall tausender Zwangssterilisationen vor Gericht verantworten. Am gestrigen Montag (Ortszeit) begann in Lima die öffentliche Anhörung zur Anklage gegen den ehemaligen Staatschef (1990-2000), berichtet die peruanische Tageszeitung "El Comercio". Der Vater der Oppositionspolitikerin Keijko Fujimori sitzt bereits wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Haft. An der wegen der Corona-Pandemie virtuell durchgeführten Verhandlung nahm Fujimori nicht teil.
Neben dem 82 Jahre alten Politiker stehen seine ehemaligen Gesundheitsminister Eduardo Yong, Eduardo Yong, Marino Costa Bauer und Alejandro Aguinaga sowie weitere Ex-Regierungsfunktionäre vor Gericht. Staatsanwalt Pablo Espinoza Vásquez erklärte zum Verhandlungsauftakt, es werde in fünf Fällen Anklage wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge erhoben - sowie in 1.300 Fällen wegen schwerer Körperverletzung, so "El Comercio". Espinoza zufolge seien die Zwangssterilisationen teilweise unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt worden. Einige Frauen seien anschließend an Infektionen gestorben, berichtet die Nachrichtenagentur AP.
In seinen letzten vier Amtsjahren hatte der konservativ-autoritäre Fujimori ein "Familienplanungsprogramm" geschaffen. Schätzungen zufolge sind über 300.000 Peruanerinnen aus einfachen Verhältnissen einer Eileitersterilisation unterzogen worden. Die meisten der Frauen sind Bäuerinnen und gehören indigenen Bevölkerungsgruppen in der Anden- und Amazonasregion an. "Als ich zur Krankenstation ging, um mein Baby impfen zu lassen, kam eine Krankenschwester auf mich zu und sagte mir, dass sie meine Eileiter abbinden würden, damit ich keine Kinder mehr bekommen würde", zitiert "El Comercio" eine Zeugenaussage. (bb)