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Paulo Coelho wird 75 Jahre alt - Magier der Worte

Seine Leser liegen ihm zu Füßen, seine Kritiker lassen kein gutes Haar an ihm. Doch kaum ein anderer Literat ist weltweit derart erfolgreich wie der Brasilianer Paulo Coelho.

Der brasilianische Bestsellerautor Paulo Coelho feiert am 24. August 2022 seinen 75. Geburtstag. Foto: Paulo Coelho, nrkbeta, CC BY-SA 4.0

Der brasilianische Bestsellerautor Paulo Coelho feiert am 24. August 2022 seinen 75. Geburtstag. Foto: Paulo CoelhonrkbetaCC BY-SA 4.0

Ein Buch zu schreiben sei eine der einsamsten Tätigkeiten dieser Welt, erklärte Paulo Coelho einst. Er muss die Einsamkeit wohl besonders mögen, sind es doch bereits über 30 Bücher, die er in den vergangenen Jahrzehnten veröffentlichte. "Alle zwei Jahre setze ich mich vor meinen Computer und lasse meinen Blick über das mir unbekannte Meer meiner Seele schweifen. Hier und da sehe ich einige Inseln, die sich zu Ideen entwickeln und die bereit sind, entdeckt zu werden." So schilderte der Mann mit dem weißen, "königlichen" Henriquatre-Bart jenen schöpferischen Moment.

Weiße Vogelfeder als Inspiration

Er wisse, dass es Zeit ist, ein neues Buch zu schreiben, wenn er ein bestimmtes "Signal des Universums" erhalte: Findet er eine weiße Vogelfeder in einem ungraden Jahr, eile er an den Computer und lege los. So zumindest kann man das nachlesen. Ob das so stimmt oder nur eine der vielen Geschichten über den "Magier" ist? Es würde zu ihm und seiner Mystik passen, die er in seine Bücher packt und genauso über sein Privatleben legt. Was ist der echte Paulo Coelho, was ist Teil einer Kunstfigur, die er über die Jahrzehnte erschaffen und mit den Figuren seiner Werke verwoben hat?

Den Lesern scheint es jedenfalls zu gefallen. Gemeinsam mit ihrem "Guru" Coelho gehen sie auf Sinnsuche durch exotische Landschaften und Kulturen, wobei ihnen Botschaften wie diese mit auf den Weg gegeben werden: "Unsere einzige Verpflichtung besteht darin, unseren persönlichen Lebensplan zu erfüllen", heißt es in "Der Alchimist". Coelho ist stets der in Geheimlehren und Mysterien eingeweihte Adept, und er lässt sein Publikum glauben, dass auch sie es sein können.

225 Millionen verkaufte Bücher weltweit

Sein weltweiter Erfolg, 225 Millionen verkaufte Bücher in 170 Ländern - seine eigene Webseite spricht gar von 320 Millionen -, gibt ihm recht. Für seine Kritiker sind solche Zahlen dagegen wohl eine persönliche Beleidigung. Legendär ist der Ausspruch von ARD-Literaturkritiker Denis Scheck, der Coelho als "Schwachsinnsschwurbler" bezeichnete.

Den Erfolg habe er nie gesucht, sagt Coelho. "Ich habe stets nur versucht, mein eigenes Leben zu verstehen." Geboren in eine streng katholische Familie in Rio de Janeiro, die ihn auf eine Jesuitenschule schickte, rebellierte Coelho von Kindheit an. Statt Ingenieur wie der Vater wollte er Schriftsteller werden. Sein Rebellentum versuchten die Eltern mit Psychopharmaka zu brechen; dreimal wiesen sie ihn in eine Anstalt ein.

Coelho flüchtete sich in die Hippie-Szene, arbeitete als Journalist, entwarf Theaterstücke, schrieb erste Bücher über Vampire und beschäftigte sich mit Magiern. Anfang der 70er-Jahre machte er sich dann als Songtexter einen Namen. Erfolgreich ist seine Partnerschaft mit dem brasilianischen Rock-Idol Raul Seixas, die in Dutzenden Liedern wie "Gita" und "Sociedade Alternativa" mündeten. Doch der Ruf nach einer "alternativen Gesellschaft" macht ihm nicht nur Freunde.

Gefängnis und Folter

In der damals herrschenden Militärdiktatur (1964-85) war man wenig erfreut über derartige Ideen. Coelho wurde in den Kerkern der Diktatur grausam misshandelt. "Die Folter war das schlimmste Erlebnis meines Lebens", sagte er Jahrzehnte später. Schläge, Elektroschocks, Einzelhaft in stockfinsteren Zellen mit heulenden Sirenen - er habe kurz davor gestanden, sich aufzugeben.

Anfang der Achtzigerjahre hatte er in der KZ-Gedenkstätte Dachau nach eigenen Worten eine Vision, die ihn zurück zum katholischen Glauben führte. Danach begab er sich auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela - und beschrieb die Erlebnisse der Reise später in einem Buch "Auf dem Jakobsweg".

Der internationale Durchbruch gelang ihm mit dem in wenigen Tagen niedergeschriebenen "Alchimisten", der 1988 in Brasilien und 1991 in Deutschland erschien. Mit über 80 Millionen verkauften Exemplaren ist es bis heute eines der erfolgreichsten Bücher überhaupt und laut Guinness-Buch der Rekorde das am meisten übersetzte. Sein bisher am stärksten autobiografisch geprägtes Werk "Hippie" erschien 2018. 2020 veröffentlichte er mit "Der Weg des Bogens" sein vorerst letzten Buch. Ob er immer noch weiße Vogelfedern findet?

Autor: Thomas Milz, kna

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