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Paraguay: Lob für UN-Entscheidung zu indigenem Lebensraum

Für Indigene umfasst der Begriff "Wohnung" ihren gesamten Lebensraum, Jagd- und Weidegründe. All das muss laut UN vor Umweltverschmutzung geschützt werden. Die Entscheidung macht Hoffnung in einem aussichtslosen Kampf.

Kinder aus dem Nivaclé-Dort San Miguel im Chaco-Gebiet, Paraguay. Foto: Adveniat/Markus Matzel

Kinder aus dem Nivaclé-Dort San Miguel im Chaco-Gebiet, Paraguay. Foto: Adveniat/Markus Matzel

"Wir begrüßen es sehr, dass der Menschenrechtsausschuss der Uno eine solche längst überfällige Entscheidung zugunsten indigener Völker in Paraguay getroffen hat", sagte Franz Hellinge, Referent für Paraguay beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). Damit werde endlich eine Wertschätzung von höchster Stelle gegenüber der Beziehung indigener Völker zu ihren angestammten Gebieten und ihrer damit verbundenen Lebensweise zum Ausdruck gebracht. "Es bleibt zu hoffen, dass diese Entscheidung ein wichtiger Schritt zur Wahrung der Rechte indigener Völker in diesem Land ist."

"Wohnung" umfasst den gesamten Lebensraum

Zuvor hatte der Menschenrechtsausschuss in der vergangenen Woche die Umweltverschmutzung als rechtswidrigen Eingriff in den Wohnraum und das kulturelle Leben der Indigenen bewertet. Erstmals stellte das Gremium damit fest, dass "Wohnung" im Sinne internationaler Menschenrechtsabkommen bei Ureinwohnern deren gesamten Lebensraum einschließlich Jagd- und Weidegründe sowie andere Ernährungsressourcen umfasst.

Geklagt hatte eine Gemeinschaft von Ava Guarani im Osten Paraguays, in deren Nachbarschaft große Soja-Plantagen liegen. Dort jahrelang eingesetzte Agrochemikalien schädigten laut der Mitteilung die Ernährungsgrundlagen, das Trinkwasser und die Gesundheit der Bewohner. Darüber hinaus führe der Ressourcenverlust dazu, dass bestimmte Traditionen verlorengingen. Der erzwungene Wegzug von Familien belaste die Gemeinschaft.

Saubere Umwelt ist ein Menschenrecht

Helene Tigroudja, Mitglied des Menschenrechtsausschusses, erklärte, für Indigene bedeute deren Land Zuhause, Kultur und Gemeinschaft. Schwere Umweltschäden wirkten sich gravierend auf ihr Familienleben, ihre Tradition und Identität aus und drohten die Gemeinschaft verschwinden zu lassen. Erst vor zwei Wochen hatte der UN-Menschenrechtsrat das Leben in einer sauberen und gesunden Umwelt offiziell als grundlegendes Menschenrecht anerkannt.

Der Menschenrechtsausschuss, der für die Wahrung des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte zuständig ist, bemängelte, Paraguay sei den Klagen der Indigenen über zwölf Jahre hinweg nicht wirksam nachgegangen und habe den Einsatz der giftigen Chemikalien nicht zureichend überwacht. Die Behörden müssten die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen zu Ende bringen und in Absprache mit den Einwohnern Maßnahmen zur Schadensbehebung ergreifen.

Hilferuf der indigenen Ayoreo

Angehörige der indigenen Ayoreo in Paraguay hatten zudem erst jüngst an die Interamerikanische Menschenrechtskommission appelliert, um ihren Wald zu retten, der eine der höchsten Abholzungsraten der Welt aufweist. Ihre unkontaktierten Angehörigen suchen in den wenigen verbliebenen Teiles des Waldes Zuflucht vor den allgegenwärtigen Bulldozern. Die Ayoreo-Totobiegosode des paraguayischen Chaco-Waldes versuchen seit 1993 - als sie einen formellen Landanspruch einreichten - ihren Wald zu schützen. Doch Landwirtschaftsbetriebe dringen immer tiefer in das Gebiet vor. Die Entscheidung des UN-Menschenrechtsausschusses dürfte nun neuen Rückenwind geben.

Abholzung für Monokulturen und Fleischproduktion

Nichtregierungsorganisationen beklagten wiederholt einen fehlenden politischen Willen in Paraguay, Gesetze einzuhalten und die Zerstörung des Lebensraums der Indigenen zu stoppen. Nach Angaben von Survival International begannen Angehörige der Ayoreo 2016 Verhandlungen mit der Regierung über Landansprüche. Aber auch nach fünf Jahren und 42 Treffen gehe die Zerstörung ihres Waldes unvermindert weiter. Satellitenfotos zeigen, dass die Ayoreo heute nur noch auf einer Waldinsel leben, die von Monokulturen und Fleischproduktion umgeben ist. Inzwischen haben die Ayoreo die Gespräche mit der Regierung den Angaben zufolge gestoppt, weil diese sich nicht bewegt habe - stattdessen hoffen sie auf internationale Unterstützung. Die dürfte das UN-Dokument tatsächlich bedeuten.

Text: Burkhard Jürgens/Tobias Käufer (kna)

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