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Chile |

Papst spricht mit Missbrauchsopfern

Papst Franziskus traf drei Missbrauchsopfer im Vatika. (Symbolfoto: National Museum of the U.S. Navy/Flickr)
Papst Franziskus traf drei Missbrauchsopfer im Vatika. (Symbolfoto: National Museum of the U.S. Navy/Flickr)

Schweigen und Hören. An diesem Wochenende tat Papst Franziskus das, was ein Beichtvater tut, um drei weit gereiste Männer ihr Herz erleichtern zu lassen. Nur, dass es nicht um ihre eigenen Sünden ging - sondern um die eines heute 87-jährigen Priesters, Fernando Karadima, der die Männer als Jungen sexuell missbraucht hatte. Und es geht um den heutigen Bischof Juan Barros, der beschuldigt wird, davon gewusst zu haben.

Am Freitagabend gab Vatikansprecher Greg Burke in einer auf Spanisch verbreiteten Mitteilung bekannt, dass die Unterredungen begonnen hätten. Über den Inhalt solle auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes nichts verlauten, um die Vertraulichkeit zu wahren. Vom Wunsch nach einem "Klima des Vertrauens und der Heilung des Erlittenen" war die Rede. Dafür solle so viel Zeit sein wie nötig.

Juan Carlos Cruz, James Hamilton und Jose Andres Murillo waren der Einladung des Papstes gefolgt. Die drei verbindet, dass sie Opfer Karadimas sind - eines Priesters, der lange Zeit als Lichtgestalt der Kirche in Chile galt, charismatisch, begeisternd. Aus seinem Kreis gingen viele Priester und sogar Bischöfe hervor. Vorwürfe gegen Karadima kursierten seit Mitte der 80er; aber erst 2010 kam unter öffentlichem Druck ein Verfahren in Gang. Ein Kirchengericht verurteilte ihn wegen psychischer und sexueller Gewalt zu einem Leben in Zurückgezogenheit und Buße. Die Priesterwürde ließ man ihm. Opfer Karadimas beklagen, seine Taten seien zu lange gedeckt worden. Konkrete Anschuldigungen richten sich auch gegen Juan Barros, geistlicher Zögling Karadimas und heute Bischof von Osorno. Er wird bezichtigt, den Übergriffen beigewohnt zu haben.

Franziskus trifft oft Missbrauchsopfer

Das Treffen in Rom sehen Cruz, Hamilton und Murillo als einen entscheidenden Schritt zur Aufarbeitung des Skandals. "Wir wollen hier im Namen aller sein, die so viel erlitten haben", sagte Murillo im Vorfeld. Er erinnerte auch an die, die sich das Leben nahmen. Dass Franziskus mit Missbrauchsopfern spricht, ist nicht neu. Bei Auslandsreisen pflegt er sie fast regelmäßig außerhalb des offiziellen Programms zu sehen. Auch im Vatikan finden solche Begegnungen statt, ohne dass etwas davon an die Öffentlichkeit dringt. Die Gespräche dieses Wochenendes sind dennoch bedeutsam - durch die Tragweite des Skandals in Chile und durch die Form des Treffens.

 

Der Streit um eine Verstrickung von Barros in den Fall Karadima belastet nicht nur Chile. Als Franziskus bei seinem Besuch im Januar Barros vehement verteidigte, stand plötzlich auch seine eigene Glaubwürdigkeit in Sachen Missbrauchsaufklärung in Zweifel. Opfer erklärten, dem Papst ein belastendes Dossier über Barros zugesandt zu haben. Anscheinend blieb es unbeachtet. Franziskus schickte schließlich Erzbischof Charles Scicluna als Sonderermittler los; der früheren Chef-Strafverfolger für Missbrauchsfälle legte eine 2.300-Seiten-Dokumentation vor, die den Papst veranlasste, die chilenischen Bischöfe einzubestellen. In einem Brief warf er ihnen unzureichende und einseitige Information vor. Nun gehe es darum, "das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen".

Konsequenzen gefordert

Dazu gehört auch die persönliche Entschuldigung bei den Opfern. Von Donnerstag bis voraussichtlich Montag sind die Männer im Vatikan zu Gast, wohnen unter einem Dach mit dem Papst. Es ist bekannt, dass für Franziskus direkte Begegnungen große Bedeutung haben. Welche Dynamik diese Tage im Blick auf seine Haltung zum Thema Missbrauch entwickeln, ist unabsehbar. Nur dass sich etwas ändern muss, scheint klar. Um Machtmissbrauch und Verantwortung drehte sich ein zweistündiges Gespräch Murillos, wie dieser auf Twitter mitteilte. Seinen Umgang mit dem Papst nannte er "sehr respektvoll und offen". Weiter schrieb er: "Ich hoffe nur, dass das etwas nützt." Auch Hamilton sprach am Samstag "etwas mehr als zwei Stunden" mit Franziskus, "ehrlich, einladend und enorm konstruktiv".

Wenn die vertraulichen Gespräche enden, wollen die drei Männer Konsequenzen sehen. Er wollte nicht für eine PR-Aktion antreten, sagte Cruz im Vorfeld. Schöne Worte und Tränen reichten nicht. Der 54-Jährige arbeitet als Kommunikationschef für ein Unternehmen des Chemieriesen DowDuPont, das Pflanzenschutzmittel produziert. Franziskus müsse die "toxischen" Mitarbeiter aus seiner Umgebung entfernen, forderte Cruz. Das Unkraut im Acker des Herrn.

Autor: Burkhard Jürgens (KNA)

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