Nicaragua: Cardenal-Mitstreiter Parrales wegen Vaterlandsverrats verurteilt
In Nicaragua ist Edgard Parrales (79), ein ehemaliger katholischer Geistlicher und Mitstreiter von Ernesto Cardenal, des Vaterlandsverrats für schuldig befunden worden. Das teilte das Nicaraguanische Zentrum für Menschenrechte (Cenidh) laut lokalen Medienberichten am Mittwoch, 27. April 2022 (Ortszeit) mit. Das Strafmaß ist noch nicht bekannt. Parrales hatte vor seiner Verhaftung im November die sandinistische Regierung von Präsident Daniel Ortega, die er lange unterstützte, scharf kritisiert.
Parrales gehörte neben Cardenal (1925-2020) zu jenen vier Geistlichen, die 1983 in der sandinistischen Regierung eine öffentliche Aufgabe übernahmen und dafür vom Vatikan mit Sanktionen belegt wurden. Sechs Jahre später legte Parrales sein Priesteramt nieder, um zu heiraten.
Weggefährte von Ernesto Cardenal
Er war unter anderem Botschafter Nicaraguas bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und Minister der ersten Regierung des sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega. Laut Angaben seiner Frau seien Unbekannte in Zivil in sein Haus eingedrungen und hätten ihn mit Gewalt in ein Fahrzeug gezwungen.
Nicaragua erlebt seit April 2018 eine Krise mit landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung. Seitdem wurden rund 350 Menschen getötet und Tausende verletzt. Nicaraguas Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisieren immer wieder Menschenrechtsverletzungen der Regierung. Vor den Wahlen Anfang November wurden mehrere Herausforderer um die Präsidentschaft verhaftet. Ortega gewann den Wahlgang; zahlreiche Länder erkennen aber den Sieg nicht an.