Missbrauchsprozess gegen uruguayische Blauhelme beginnt
Der 18-jährige Haitianer Jhony J. Biulisseteth, der fünf auf Haiti stationierte uruguayische Angehörige der UN-Friedenstruppe MINUSTAH des sexuellen Missbrauchs angeklagt hatte, ist gestern zu Prozessbeginn in Uruguays Hauptstadt Montevideo eingetroffen.
Er unterzog sich psychologischen und medizinischen Untersuchungen und machte eine Zeugenaussage vor dem Strafgericht. Er sei insgesamt acht Stunden lang im Gerichtsgebäude gewesen, so die uruguayische Tageszeitung „La Diaria“. Biulisseteth habe nach Angaben des Staatsanwaltes bei einer Gegenüberstellung die fünf Angeklagten wieder erkannt, berichtet das Blatt.
Anzeige nach vermeintlichem Vergewaltigungsvideo
Eine von uruguayischer Seite vorgeschlagene Videokonferenz bzw. eine Aussage von Biulisseteth vor dem zuständigen Richter Alejandro Guido in Haiti hatte er abgelehnt. Das Außenministerium Uruguays habe zudem versichert, Reise- und Aufenthaltskosten von Biulisseteth sowie dessen Anwälten für das Gerichtsverfahren in Uruguay zu tragen und „Privatsphäre und Sicherheit“ zugesichert, so die Nachrichtenagentur Púlsar. Biulisseteth reist heute wieder zurück nach Haiti. Laut Außenministerium werden die fünf Angeklagten sich sowohl in einem zivilrechtlichen Verfahren verantworten müssen, als auch vor einem Militärgericht.
Die Anzeige gegen die uruguayischen MINUSTAH-Soldaten erfolgte im Herbst 2011, nachdem ein Video mit der vorgeblichen Vergewaltigung des Jugendlichen im Internet kursierte. Uruguays Präsident José Mujica hat sich in einem Brief an das haitianische Volk gewandt und um Verzeihung gebeten. Er versicherte, die juristische Untersuchung werde "mit aller Konsequenz" durchgeführt.
Der Missbrauchsskandal hatte zur Entlassung des Befehlshabers der uruguayischen MINUSTAH-Soldaten geführt. Die fünf beschuldigten Soldaten wurden bereits kurz nach Bekannt werden des Videos nach Uruguay zurückbeordert. (bh)