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Chile |

"Minen-Eigentümer verhalten sich kriminell"

Armando Uribe, ein chilenische Experte für Minenrecht, hat schwere Vorwürfe gegen die Eigentümer der Mine San José erhoben. In einem Interview erklärte der emeritierte Professor, der zur Zeit der Allende-Regierung Botschafter Chiles in der Volksrepublik China war, das Minenunglück vom 5. August sei durch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen seitens der Unternehmensführung verursacht worden. Die Arbeit in einer Mine sei immer mit der Gefahr von Unfällen verbunden, aufgrund von Hohlräumen in großer Tiefe. Daher müsse ein Höchstmaß an Sicherheitsvorkehrungen vorgetroffen werden. Aus den Daten, die bis jetzt vorlägen, sei jedoch klar erkenntlich, dass die Besitzer der Minenkonzession, Bohn und Kemeny, sich schwerer Nachlässigkeiten verantwortlich gemacht hätten, und dies über einen längeren Zeitraum. Juristisch gesehen müsse das Verhalten seiner Auffassung nach als „bedingter Vorsatz“ bewertet werden, so Uribe. Dies bedeute über die Nachlässigkeiten hinaus, dass mit der Nichteinhaltung von Sicherheitsvorschriften die Absicht der Bereicherung verbunden gewesen sei.

Armando Uribe erhebt allerdings auch Vorwürfe gegen den Staat. In Chile herrsche seit 1975 die Ideologie des unregulierten Marktes, der keine hinreichenden Kontrollen kenne. Chile habe diesen Weg sogar noch vor den USA und Großbritannien eingeschlagen, die erst in den ´80er Jahren des 20. Jahrhunderts folgten. Inzwischen habe sich die Ideologie des freien Marktes - als erste in der Geschichte überhaupt - auf der ganzen Welt ausgebreitet. Die Rolle des Staates als Regulierer des wirtschaftlichen Geschehens sei dagegen massiv zurückgedrängt worden. Dies habe sich auch im Fall der Mine San José verhängnisvoll ausgewirkt.

Zu den Feierlichkeiten rund um den 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Chiles von Spanien am 18. September merkt Uribe an, ausgerechnet jetzt werde klar, dass Privatunternehmer gegen den Staat gehandelt hätten. Diese versuchten sich als großzügig und gütig darzustellen, teilten aber in Wirklichkeit die Raffgier des neoliberalen Kapitalismus. Die Interessen der Unternehmer stünden dem Überlebensinteresse der chilenischen Bevölkerung gegenüber, die durch die 33 verschütteten Bergleute quasi vertreten werde. Was die Regierung von Staatspräsident Sebastián Piñera betreffe, funktioniere sie auf sehr ähnliche Weise wie die Regierungen der Concertación - ein Bündnis von Mitte-Links-Parteien - es in der Vergangenheit getan hätten. Die Unterschiede zwischen der Concertación und der jetzigen chilenischen Regierung beträfen nur sekundäre Fragen.

Für Armando Uribe stehen die 33 Bergleute symbolisch für die Fähigkeit, unter schwierigsten Bedingungen durchzuhalten. Hierbei handele es sich um einen tiefen Zug des chilenischen Nationalcharakters, der seit Jahrhunderten bestehe. Während die Pinochet-Diktatur für die Auflösung dessen gesorgt habe, was die Chilenen geglaubt und von sich selbst gewusst hätten, bestünden im kollektiven Unbewussten Kräfte, Triebe und Wünsche fort.

http://www.adital.com.br/site/noticia.asp?lang=ES&cod=50928

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