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Milizen in Guatemala für Gewalt gegen indigene Frauen verurteilt

Wegen Sklaverei und sexueller Gewalt an indigenen Frauen wurden fünf ehemalige Angehörige der paramilitärischen PAC zu langen Haftstrafen verurteilt. Foto (Symbolbild): Escher/Adveniat

Wegen Sklaverei und sexueller Gewalt an indigenen Frauen wurden fünf ehemalige Angehörige der paramilitärischen PAC in Guatemala zu langen Haftstrafen verurteilt. Foto (Symbolbild): Escher/Adveniat

Ein Gericht in Guatemala hat fünf Ex-Mitglieder paramilitärischer Einheiten wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit im Bürgerkrieg (1960-1996) zu hohen Haftstrafen verurteilt. In ihrem Urteil vom Montag, den 25. Januar 2022 sahen es die Richter als erwiesen, dass die Männer vor 40 Jahren 36 Frauen der indigenen Achí-Minderheit aus der Gemeinde Alto Verapaz "systematischen Vergewaltigungen und häuslicher Sklaverei" unterzogen hätten, berichtet die Tageszeitung "Prensa Libre". Die Frauen hatten im Jahr 2011 Klage eingereicht. 

Zum einen seien die Opfer sexuell missbraucht worden, so das Hochsicherheitsgericht "Mayor A" mit Sitz in der Hauptstadt Guatemala Stadt. Andererseits hatten die Frauen "keinerlei psychosoziale Unterstützung, da sie von der Gemeinschaft selbst ausgestoßen wurden", heißt es in dem Urteil. Die Richter erklärten, sie würden "fest an die Aussagen der vergewaltigten Frauen glauben". In ihren Zeugenaussagen beschrieben die Frauen, dass sie in ihren Häusern und vor den Augen ihrer Familien, darunter Minderjährige, vergewaltigt wurden. Allein die körperlichen Folgen hätten bis zu einem Jahr angehalten, informiert das Nachrichtenportal "Ruda".

Massaker in indigenen Gemeinden

Die schuldig gesprochenen Ex-Mitglieder der Patrullas de Autodefensa Civil (PAC) Bernardino Ruiz Aquino, Benvenuto Ruiz Aquino, Damián Cuxum Alvarado, Gabriel Cuxum Alvarado und Francisco Cuxum Alvarado wurden zu hohen Gefängnisstrafen mit 30 bis 40 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Die PAC wurden 1981 von der rechten Militärregierung strategisch für die asymmetrische Kriegführung gegen die linken Aufständischen eingeführt. Die Folge war eine Militarisierung des täglichen Lebens in indigenen Gemeinden und zahlreiche Massaker und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Strategisches Ziel war die Einbindung ländlicher Gemeinden in die Aufstandsbekämpfung. Seit Beginn der Mobilisierung waren 900.000 Landbewohner rekrutiert, was rund 80 Prozent der männlichen Bevölkerung in Guatemalas indigenen Gebieten entspricht.

Historischer Hintergrund

Hintergrund des Bürgerkriegs in Guatemala von 1960 bis 1996 war der Versuch einer Landreform in den 1950er Jahren, bei der ungenutzter Großgrundbesitz, unter anderem des US-Lebensmittelkonzerns United Fruit Company, an landlose Bauernfamilien verteilt wurde.

1954 kam es zu einem Militärputsch, der durch die USA unterstützt wurde. Damit wurden die Interessen des US-Konzerns gewahrt, der in Guatemala 162.000 Hektar Land zum Anbau von Chiquita-Bananen besaß. In den folgenden Jahren verübten staatliche Sicherheitskräfte schwere Verbrechen an der Zivilbevölkerung, vor allem an den indigenen Maya im ländlichen Raum. Mehr als 220.000 Menschen starben im Bürgerkrieg, 45.000 verschwanden und sind bis heute vermisst.

Polizeiarchiv durch Zufall entdeckt

Versuche, die Menschenrechtsverletzungen aufzuklären, stützten sich lange Zeit lediglich auf Zeugenaussagen und auf die Ergebnisse forensischer Untersuchungen von Massengräbern. Erst 2005 wurde durch Zufall das historische Polizeiarchiv gefunden, das der Staat stets verleugnet hatte. Die Dokumente des "Archivo Historico de la Policia Nacional" (AHPN) sind historische Quellen und können bei der juristischen Aufarbeitung als Beweismaterial verwendet werden. 2016 wurde der Friedensvertrag zur Beendigung des Bürgerkriegs vom 29. Dezember 1996 in die Unesco-Liste "Gedächtnis der Menschheit" (Weltdokumentenerbe) aufgenommen. (bb)

Quelle:  bb (PrensaLibre, Ruda / KNA)

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