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Mexiko: Vor 500 Jahren fiel die Aztekenstadt Tenochtitlan

Die Zerschlagung des Aztekenreichs bedeutete den Anfang einer neuen Epoche. 1521 eroberten Konquistadoren das auf dem Gebiet des heutigen Mexiko liegende Tenochtitlan. Doch wie war der Sieg der Spanier überhaupt möglich?

Gemälde von Tenochtitlan vor der Eroberung durch die Spanier. Foto: Gary Todd, CCO1.0

Gemälde von Tenochtitlan vor der Eroberung durch die Spanier. Foto: Gary Todd, CCO1.0

Es ist ein Ereignis von welthistorischer Tragweite: Am 13. August 1521 durchbrachen spanische Eroberer die letzten Verteidigungslinien Tenochtitlans. Auf den Ruinen der aztekischen Metropole entstand die Hauptstadt Neuspaniens, Mexiko-Stadt. Die Unterwerfung der Azteken markierte den Beginn der eigentlichen Kolonisation Lateinamerikas.

Der heutige Blick auf diese Epoche ist in vielerlei Hinsicht ambivalent. Die Konquistadoren krempelten die Verhältnisse radikal um, etablierten ihre eigene Kultur, Sprache und Religion. "Der Fall von Tenochtitlan war der Startschuss für ein Zeitalter der Epidemien, des Missbrauchs und für 300 Jahre Kolonialherrschaft in Mexiko", klagte jüngst die Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum. Der linksgerichtete mexikanische Präsident Andres Manuel Lopez Obrador forderte zum Gedenkjahr gar eine förmliche Entschuldigung der spanischen Krone. Ein Anliegen, das Spanien "mit aller Entschiedenheit" zurückwies. Was seinerzeit geschehen sei, könne nicht nach modernen Maßstäben beurteilt werden, hieß es in einer Antwort.

Beginn der Kolonisation

Doch was genau hat sich vor einem halben Jahrtausend auf dem Gebiet des heutigen Mexiko zugetragen? Die jüngere Forschung bietet oft nur unzureichende Antworten. Und die alten Überlieferungen sind mit Vorsicht zu genießen. Sie stammen von den Eroberern, die freilich ihre Sicht der Dinge zu vermitteln suchten.

Sicher ist, dass in jener Zeit der sagenumwobene Aztekenkönig Montezuma II. im Alter von Mitte 30 mächtigster Mann Mittelamerikas war. Mit Mut, Geschick und einer gehörigen Portion Rücksichtslosigkeit führte er ausgedehnte Eroberungszüge. Die unterjochten Völker litten unter einem ausbeuterischen Tributsystem. Aufstände ließen die Azteken blutig niederschlagen. Die berüchtigten Menschenopfer bei religiösen Zeremonien in Tenochtitlan, da sind sich Forscher weitgehend einig, hat es wirklich gegeben. Die steil ansteigenden Pyramidenstufen des Templo Mayor sollen vom getrockneten Blut der Opfer schwarz verfärbt gewesen sein.

Mit Waffen und Pferden

Am Gründonnerstag 1519 begann sich das Schicksal zu wenden. Ein gewisser Hernan Cortes (1485-1547) landete mit einer Flotte von elf Schiffen an der mittelamerikanischen Atlantikküste. Der damals 34-Jährige, ein ehrgeiziger Mann aus niederem Adel, befehligte eine Expedition von einigen Hundert Glücksrittern. Ihr Ziel: möglichst viel Gold zusammenraffen und die "wilden Indios" zum katholischen Glauben führen.
Montezuma, der durch Beobachter von der Ankunft erfuhr, muss geahnt haben, dass sich etwas Ungutes zusammenbraute. Dass er die Fremden für göttliche Gesandte hielt, wie es spanische Aufzeichnungen nahelegen, erweist sich im Lichte neuester Forschungsergebnisse als Trugbild. Fest steht, der ansonsten so kriegslustige Herrscher zeigte bei den Spaniern ungewohnte Beißhemmungen.

Wie Außerirdische müssen sie auf die Azteken gewirkt haben. Die mitgeführten Schlachtrösser, Feuerwaffen, Armbrüste - all das kannten die Eingeborenen nicht. Ein Späher berichtete seinem König: "Ihre Feuerrohre sind furchterregend. Es riecht verbrannt. Und sie gehen schnell auf ihren Hirschen daher." Montezuma entschied sich gegen einen Angriff. Stattdessen überhäufte er die Europäer mit wertvollen Geschenken.

Aztekenherrscher als Geisel

Beim eigenen Volk kam das gar nicht gut an. Aus dem "zornigen Gebieter", so schien es, war ein Zauderer geworden, gelähmt vor Angst. Womöglich dachte Montezuma, die Eindringlinge würden sich mit einigen Gaben zufriedengeben und alsbald wieder verschwinden. Das Gegenteil trat ein: Im November 1519 zogen Cortes und seine Männer in Tenochtitlan ein, mit etwa 100.000 Bewohnern damals eine der größten Städte der Welt. Der Ort lag mitten im Texcoco-See und war nur über Steindämme zugänglich. "Wir marschierten wie im Traum durch diese Herrlichkeiten", schrieb der Soldat und Augenzeuge Bernal Diaz del Castillo in seinen Erinnerungen nieder.

Von nun an gerieten die Dinge außer Kontrolle: Kämpfe brachen aus, die Spanier verschanzten sich im Palast und nahmen Montezuma als Geisel. Der leistete, wenn man Cortes Glauben schenkt, kaum Widerstand. Der einst so kühne Anführer wurde zur blutleeren Marionette umfunktioniert.

Belagerung und Fall

Am 30. Juni 1520, in der "traurigen Nacht" ("Noche Triste"), gelang es den Konquistadoren, sich unter immensen Verlusten aus der Stadt freizukämpfen. Montezuma starb dabei unter ungeklärten Umständen. Einer gängigen Version zufolge streckten ihn seine Untertanen mit Steinen nieder, als er sie aufforderte, die Kämpfe einzustellen.

Einige Monate später fiel Tenochtitlan endgültig. Cortes kehrte wieder, verstärkt durch spanische Neuankömmlinge. Mithilfe verbündeter indigener Stämme brach er im August 1521 den letzten Widerstand der eingekesselten und ausgehungerten Azteken. Obendrein forderte das aus Europa eingeschleppte Pockenvirus Tausende Opfer unter den Einheimischen. Die Spanier brannten schließlich fast sämtliche aztekischen Bibliotheken nieder und schrieben die Geschichte in ihrem Sinne um.

Mit einer Bitte um Vergebung aus Madrid ist im Gedenkjahr 2021 nicht zu rechnen. Mexikos Regierung hat für den 28. September dennoch einen "Tag der Entschuldigung" für die Verbrechen der Kolonialisierung ausgerufen.

Quelle: kna, Autor: Alexander Pitz

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