Mexiko: Sterbliche Überreste eines der 43 verschwundenen Studenten identifiziert
Knapp sechs Jahre nach dem Verschwinden der 43 Studenten in Ayotzinapa haben Ermittler Überreste eines der Opfer gefunden. Der Fund kommt nur wenige Tag nachdem Mexikos Regierung angekündigt hatte, den Fall neu aufzurollen.
Mexikanische Sonderermittler konnten im Fall der 43 entführten und getöteten Studenten von Ayotzinapa erstmals seit fünf Jahren die sterblichen Überreste eines der Opfer identifizieren. Dies gab der Chef der Spezialeinheit der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft, Omar Gómez Trejo am Dienstag den 07. Juli 2020 bekannt. Demnach wurden in einem Tal ungefähr 20 Kilometer vom damaligen Tatort entfernt Gebeine von insgesamt sechs Menschen gefunden. Nun konnten Forensiker der Universität Innsbruck bestätigen, dass ein Oberschenkelknochen zu Christian Alfonso Rodríguez Telumbre gehörte.
Der Fund kommt nur wenige Tage, nachdem der Generalstaatsanwalt öffentlich mitgeteilt hatte, dass die „historische“ Wahrheit im Fall Ayotzinapa nun der Vergangenheit angehöre und den Fall neu aufrollen wolle. Als Ergebnis einer ersten Untersuchung im Fall der im September 2014 verschwundenen Studenten hieß es, dass diese in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Bürgermeister an das Drogenkartell Guerreros Unidos übergeben wurden. Die Mitglieder des Kartells sollen die jungen Mexikaner anschließend umgebracht und auf einer Müllkippe verbrannt haben. Besonders vor diesem Hintergrund bezeichnete Trafo die Identifizierung als erstklassigen Fortschritt der Ermittlungen.
Sowohl die Angehörigen der Opfer als auch nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen haben die bisher gültige Version der Geschehnisse angezweifelt. Sie unterstelltem dem damaligen Präsidenten Enrique Peña Nieto den Fall lediglich möglichst schnell zu den Akten legen zu wollen und somit weitere Verwicklungen von Politikern unentdeckt zu lassen. Der jüngste Fund bestätigt diese Zweifel und beginnt ein neues Licht auf den Fall zu werfen. „Mit diesen Aktionen verweigerten sie den Familien das Recht auf die Wahrheit und Gerechtigkeit. Sie sagten ihnen sie sollten aufhören zu suchen, da die Wahrheit schon gefunden wurde. Heute können wir ihnen sagen, dass es nicht so ist und nie so war“, sagte Trejo gegenüber den Medien.