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Mexiko startet Impfung der Bevölkerung

Mexiko beginnt an Weihnachten als erstes Land Lateinamerikas mit den Impfungen gegen das Coronavirus. Eine interessante Wende - trotz hoher Sterbezahlen war die Regierung bisher eher lax mit der Pandemie umgegangen.

Impfung

Symbolfoto (Impfung): Universidad Magallanes, CCO1.0

Präsident Andrés Manuel López Obrador gehört wie sein brasilianischer Amtskollege Jair Bolsonaro zu denjenigen, die harte Lockdowns ebenso ablehnen wie extensives Testen oder das Tragen eines Mundschutzes. Er reiste auch während der Pandemie weiter durchs Land, herzte Anhänger und predigt seit Monaten, das Schlimmste sei vorüber.

Derweil steigen die Infektionszahlen auch in Mexiko weiter an. Mittlerweile sind es mit 12.000 Neuinfektionen täglich rund doppelt so viel wie noch im Sommer. Bislang sind in Mexiko mehr als 118.000 Menschen an COVID-19 verstorben, mehr als 1,3 Millionen wurden infiziert. Nun ein Signal der Hoffnung: Der 24. Dezember ist der Starttermin der Corona-Impfungen in Mexiko.

Gute Nachricht bei steigenden Infektionen

"Dass jetzt mit dem Impfen begonnen wird, ist eine sehr gute Nachricht", sagte Malaquías López Cervantes, Professor für Medizin an der staatlichen Autonomen Universität (Unam) gegenüber der DW. Doch der Experte für Gesundheitspolitik sieht auch Wermutstropfen. "Der Impfbeginn umfasst nur sehr wenige Dosen und ein begrenztes Publikum. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar." Bis zu einer umfassenden Immunisierung gibt es ihm zufolge noch einige Hindernisse.

Der Impfstart ist generalstabsmäßig geplant, liegt in der Hand des Militärs und wird von der Regierung medial ausgeschlachtet. Der Staatschef will eine Pressekonferenz zu dem Thema abhalten. 125.000 Impfeinheiten, der erst kürzlich zugelassenen Marke Pfizer-BioNTech sind dafür vorgesehen. Zunächst einmal soll medizinisches Personal geimpft werden und das nur in zwei der 32 Bundesstaaten. Darunter die Hauptstadt, die mit ihren 8,8 Millionen Einwohnern einer der Hotspots des Landes ist, sowie der nördliche Bundesstaat Coahuila. Warum die Wahl ausgerechnet auf diesen Bundesstaat fiel ist unklar. Medizinisch jedenfalls bestehe dort - laut López Cervantes - keine größere Dringlichkeit als anderswo.

Ein Plan mit vielen Fragezeichen

Wie es nach dem Impfauftakt weitergehen soll, ist auf dem Papier festgelegt: Bis Februar 2021 sollen alle Mediziner geimpft werden, die COVID-19-Patienten betreuen, bis April 2021 das restliche Gesundheitspersonal und Menschen über 60 Jahre, bis Mai 2021 dann Menschen über 50 Jahre, bis Juni die über 40-Jährigen. Bis März 2022 soll demnach schließlich der Rest der Bevölkerung geimpft sein. Die Impfung sei gratis, versprach López Obrador.

Unklar ist aber, ob und wann genügend Impfstoff für die 126 Millionen Mexikaner vorhanden sein wird. Mit Pfizer wurde ein Vertrag über mindestens sieben Millionen Dosen abgeschlossen, das Lieferdatum ist unklar. Mit dem chinesischen Hersteller CanSino, der in Mexiko bereits 6.000 Freiwillige testet, wurde ein Vorvertrag über 35 Millionen Dosen geschlossen; noch ist der Impfstoff aber in Mexiko nicht zugelassen. Ähnliches gilt für den US-Hersteller Johnson & Johnson, der Ende November in Mexiko die Endphase seiner Tests begann. Der britische Hersteller Astra-Zeneca will in Mexiko ein logistisches Vertriebszentrum für seinen ebenfalls noch nicht zugelassenen Impfstoff einrichten und hat 77 Millionen Dosen in Aussicht gestellt.

Nadelöhr Logistik und Politik

Ein weiterer Knackpunkt ist die Logistik. "Den Impfstoff zu besitzen ist das eine, aber das Nadelöhr ist der Impfprozess selbst", warnt López Cervantes. "Ich kenne das von normalen Grippeimpfungen. Die Bereitschaft ist da, aber die Menschen verstehen nicht recht, wohin sie wann kommen müssen, es besteht die Gefahr von Massenaufläufen, und danach verlieren viele die Geduld und es kommt gar niemand mehr."

So ein Fiasko kann sich Mexiko bei der COVID-19-Impfung nicht leisten: Gerade der Impfstoff von Pfizer und BioNTech verlangt höchste Präzision, denn er muss auf minus 70 Grad Celsius gekühlt werden und ist nach dem Auftauen nur fünf Tage haltbar. Außerdem müssen jedem Patienten zwei Dosen verabreicht werden.

Bislang liegt die Logistik ausschließlich in der Hand des Militärs, geimpft wird in Kasernen – ein "ungewöhnliches Schema", so López Cervantes. Die Streitkräfte haben weder genug Personal noch Örtlichkeiten, um diese Operation landesweit durchzuführen. Eine Kooperation mit den Gesundheitsämtern, Gouverneuren und Bürgermeistern wäre sinnvoll. "Die Impfung zentralistisch und vertikal zu handhaben, wird zu Komplikationen führen", warnt López Cervantes.

Dem stehen jedoch politische Rivalitäten im Wege. López Obrador hat sich mit zahlreichen Gouverneuren der Opposition und manchen der eigenen Partei überworfen. Die Impfung entpuppt sich zudem als politisches Faustpfand mit Blick auf die Parlaments- und Regionalwahlen im kommenden Sommer.

Einer in der Zeitung "El Financiero" veröffentlichten Umfrage zufolge wollen sich 31Prozent der Mexikaner sofort impfen lassen, 55 Prozent wollen ein wenig abwarten, 10 Prozent lehnen eine Impfung ab.

Quelle: Deutsche Welle, Autorin: Sandra Weiss

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