Mexiko: Obrador entschuldigt sich für Torreón-Massaker an chinesischer Bevölkerung
Während der mexikanischen Revolution kam es 1911 zu einem Massaker an chinesischen Einwanderern in Torreón. Am Jahrestag dieses Ereignisses entschuldigte sich Staatspräsident López Obrador öffentlich und erteilte jeglicher Form von Rassismus eine Absage.
Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hat sich bei China für eines der dunkelsten Kapitel in der modernen Geschichte des Landes entschuldigt. "Der mexikanische Staat wird Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit nie zulassen", erinnerte der Linkspolitiker an ein Massaker von Revolutionstruppen an hunderten chinesischen Einwanderern nach der gewaltsamen Entmachtung von Machthaber Porfirio Díaz (1830-1915). An der Gedenkfeier in der Stadt Torreón im Bundesstaat Coahuila nahm der chinesische Botschafter Zhu Qingqiao teil, berichtet die Tageszeitung "El Universal" am Montag, 17. Mai 2021.
Das "Massaker von Torreón" an chinesischen Einwanderern, das sich vom 13. bis 15. Mai 1911 ereignete, gilt als eines der brutalsten Ereignisse auf mexikanischem Boden. Um sechs Uhr morgens drangen Rebellen unter der Führung des revolutionären Generals Benjamín Argumedoin in die wirtschaftlich aufstrebende Stadt ein, begleitet von einer Menge von über 4.000 Anwohnern umliegender Gemeinden. Gemeinsam mit Bürgern von Torreón begann der Mob mit Plünderungen, befreite Gefangene aus dem Gefängnis, griff Menschen auf der Straße an. Anschließend zogen berittene Kräfte in von Chinesen bewohnte Stadtteile und trieben Männer, Frauen und Kinder chinesischer Herkunft wie Vieh durch die Stadt, wobei diese unter rassistischen Beschimpfungen wahllos erschossen, erschlagen, vergewaltigt oder verstümmelt wurden.
Insgesamt kamen in den zwei Tagen der chinesenfeindlichen Pogrome 303 Menschen ums Leben, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Der Rassismus und die tödliche Gewalt beruhe "auf den abscheulichsten und widerwärtigsten Stereotypen", so López Obrador. Viele chinesische Arbeiter waren im 19. Jahrhundert nach Mexiko ausgewandert, wo sie im Ausbau des Schienennetzes arbeiteten. Chinesische Einwanderer gründeten Unternehmen, Betriebe und in Torreón sogar eine Bank. Die rassistischen Morde waren Folge von Misstrauen, Hass, Angst, Neid und Lügen gegenüber den Wirtschaftsmigranten. So wurde behauptet, Chinesen würden Mexikanern die Arbeit wegnehmen oder die Löhne drücken. Obrador erinnerte auch daran, dass verfolgte Chinesen Unterschlupf in indigenen Yaqui-Gemeinschaften fanden, obwohl diese selbst eine verfolgte Minderheit waren. (bb)