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Mexiko: "El-Chapo"-Banknoten in den Geldautomaten

Im Bundesstaat Sinaloa grüßt der legendäre Drogenboss auf den 200-Peso-Scheinen. Trotz des Aufdrucks sind die Banknoten gültig.

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Das Riodoce-Magazin berichtete als erstes über die "Chapo-Scheine" in den Geldautomaten von Sinaloa. Foto: Chapo-Geldnote, Twitter/Riodoce_mx

Wer dieser Tage im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa am Geldautomaten Pesos zieht, bekommt dann und wann einen Schein mit einem ungewöhnlichen Aufdruck in die Hände. In der Heimat des gleichnamigen Kartells spucken die Cash-Maschinen 200-Peso-Scheine mit einer – man könnte sagen – regionalen Grußformel aus. „De su amigo JGL“ prangt ein roter Stempelaufdruck an der Seite oder der Mitte von Tausenden Scheinen. „Von Ihrem Freund JGL“. Gemeint, und das weiß in Sinaloa sprichwörtlich jedes Kind, ist Joaquin Guzmán Loera. Der Chapo, der legendäre Drogenboss, der in den USA eine lebenslange Haftstrafe verbüßt. 

Kartell als Wohltätigkeitsorganisation

„Schau mal, ein Schein vom Boss“, dachte sich ein junger Mann, als er eine solche 200-Peso-Note sogar am Bankschalter bekam, denn er wird in Culiacán, der Hauptstadt Sinaloas, in allen Geschäften ohne Probleme akzeptiert. Guzmán ist dort beliebt, sein Kartell nicht in erster Linie als eine Gruppierung des Organisierten Verbrechens verrufen, sondern vor allem als Wohltätigkeitsorganisation bekannt, die Kirchen und Schulen baut und bei Naturkatastrophen schneller mit Hilfe zur Stelle ist als der Staat. Und in der Coronakrise haben Chapos Leute in Sinaloa und anderen Teilen Mexikos Hilfspakete mit Nahrungsmitteln und Artikeln des persönlichen Bedarfs geschnürt und an die Bevölkerung verteilt.    

Sinaloa-Kartell wird vedrängt

Das Sinaloa-Kartell, über Jahrzehnte die tonangebende Gruppe im Panorama der Organisierten Kriminalität in Mexiko, muss ein bisschen was tun, um seinen Platz zu behaupten. Denn seit Guzmáns Festnahme und Auslieferung in die USA vor bald vier Jahren macht der neue Platzhirsch, das „Cartel Jalisco Nueva Generación“ (CJNG), dem Sinaloa-Syndikat die Führungsrolle bei Routen und Revieren streitig. Das besonders blutrünstige CJNG dominiert inzwischen weite Teile der Gebiete, die früher natürliches Territorium von Chapos Gruppierung waren.
 
Das Wochenmagazin „Ríodoce” berichtete Ende September als erstes über die „Chapo-Scheine“ in den Geldautomaten. Seither fluten Mexikaner die Auftritte des Magazins in den sozialen Netzwerken mit Fotos und Geschichten zu den „chapobilletes“. Die meisten Posts sind anonym, denn in Sinaloa kann ein falsches Wort oder ein Witz über das Kartell gefährlich sein. Zwischen Januar und August wurden dort 487 Menschen ermordet, Sinaloa gehört damit zu den zehn gefährlichsten Bundesstaaten Mexikos. 

"Chapo-Scheine" sind gültig

Nach Angaben der mexikanischen Notenbank „Banxico“ werden Geldscheine nicht automatisch ungültig, wenn sie handschriftliche Vermerke oder Aufdrucke enthalten. Das ist nur dann der Fall, „wenn diese politische, religiöse oder gewerbliche Nachrichten“ enthalten, die an ein allgemeines Publikum gerichtet sind. Mit anderen Worten: wenn ein Geldschein als eine Art Werbeplattform benutzt wird, ist er ungültig. Zu den „Chapo-Scheinen“ wollten sich die Währungshüter nicht explizit äußern. Die Zentralbank schickte an die mexikanischen Geldinstitute lediglich die aktuellen Richtlinien. Mit dem Sinaloa-Kartell legt sich eben auch die Zentralbank nicht so gerne an. 

Autor: Klaus Ehringfeld, Mexiko

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