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Mexiko: Bayer versucht Glyphosat-Verbot zu verhindern

Ab 2024 soll der Einsatz des Pflanzengifts Glyphosat in Mexiko verboten sein. Der deutsche Chemiekonzern Bayer versucht mit Hilfe der USA Einfluss auf diese Entscheidung zu nehmen.

Kleinbauern in Ost-Paraguay leiden unter den Glyphosat-Besprühungen der benachbarten Sojafelder. Foto (Symbolbild): Adveniat/Jürgen Escher

Kleinbauern in Ost-Paraguay leiden unter den Glyphosat-Besprühungen der benachbarten Sojafelder. Foto (Symbolbild): Adveniat/Jürgen Escher

Der deutsche Chemiekonzern Bayer arbeitet eng mit US-Regierungsbeamten zusammen, um Mexikos Regierung unter Druck zu setzen, sein beabsichtigtes Verbot des Pflanzengifts Glyphosat aufzugeben. Das zeigen interne Regierungsemails, die vom Center for Biological Diversity (CBD), einer gemeinnützigen US-Umweltorganisation, nach dem Freedom of Information Act angefordert worden waren. Dieses Gesetz zur Informationsfreiheit ermöglicht den Zugang zu Dokumenten von staatlichen Behörden. Der britische Guardian veröffentlichte den Emailverkehr.

In Mexiko wird Glyphosat ab 2024 verboten

Mexikos Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador gibt den Landwirten bis 2024 Zeit, die Verwendung von Glyphosat und anderen Pestiziden sowie Anbau und Nutzung von gentechnisch verändertem Mais einzustellen. Am 31. Dezember veröffentlichte das Land ein „endgültiges Dekret“. Die Maßnahmen trügen laut Regierung „zur Ernährungssicherheit und -souveränität “ und „zur Gesundheit mexikanischer Männer und Frauen“ bei.

Glyphosat ist ein Hauptbestandteil von Unkrautvernichtern und wird mit Krebs und anderen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht. In Deutschland wird diskutiert, trotz einer Verlängerung der Zulassung des Pflanzengifts bis 2022, glyphosathaltige Herbizide zu verbieten oder ihren Gebrauch stark einzuschränken. 

Sein Interesse an der Bayer-Glyphosat-Thematik sei geweckt worden, sagt Nathan Donley, Wissenschaftler des CDB mit dem Schwerpunkt Pestizid-Regularien, als die thailändische Regierung 2019 beschloss, drei Pestizide zu verbieten, darunter Glyphosat. „Kurz bevor dieses Verbot in Kraft treten sollte, machte die Regierung im Fall von Glyphosat einen Rückzieher und nahm von einem Verbot Abstand.“ Ihn habe vor allem die Rolle der USA dabei interessiert, so Donley gegenüber BLA. „Aus Unterlagen ist deutlich geworden, dass Chemiekonzerne und die Landwirtschaftslobby sehr involviert waren in die US-Einflussnahme in Thailand, um das Glyphosat-Verbot zu verhindern. Dann sah ich in den Nachrichten, dass Mexiko ähnliche Schritte wie Thailand zu einem Verbot von Glyphosat und anderen Pestiziden unternimmt. Das hat uns dazu veranlasst, die Dokumente anzufordern.“ 

Bayer übt mit Hilfe der USA Druck auf Mexiko aus

In den veröffentlichten internen Mails des Amtes des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten (USTR) und anderer US-Regierungsstellen wird detailliert deutlich, wie Bayer die US-Administration drängte, Druck auf Mexiko auszuüben, nachdem das Land Ende 2019 zunächst die Einfuhr von Glyphosat aus China aus „Vorsichtsprinzip“ ablehnte. Man erkenne dieselbe Vorgehensweise, „wie Chemiekonzerne die US-Regierung in Anspruch nehmen, Einfluss gegenüber in der Regel kleineren Ländern geltend zu machen, wenn diese versuchen, Umwelt- und Gesundheitsstandards zu erhöhen“, sagt Donley.

So fragte Stephanie Murphy, der Bayer-Beauftragten für Regierungsangelegenheiten, nach Ablehnung der Glyphosatlieferung in einer Email Leslie Yang, USTR-Direktorin für internationale Handels- und Umweltpolitik, ob sie „die Angelegenheit weiter mit USTR besprechen“ könne und ob es „eine Möglichkeit für ein Engagement mittels USMCA“ gebe. USMCA, das NAFTA nachfolgende Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada, war Ende 2018 unterzeichnet worden und trat am 1. Juli vergangenen Jahres in Kraft. Murphy wies darauf hin, dass der Branchenlobbyist CropLife America, der unter anderem von Bayer finanziert wird, sich an den Foreign Agricultural Service (FAS) des US-Landwirtschaftsministeriums gewandt habe. Führungskräfte von Bayer hätten in der US-Botschaft in Mexiko „eng mit FAS zusammengearbeitet“.

Bei Gesprächen zwischen US-amerikanischen und mexikanischen Beamten Anfang 2020 spielte das Thema Glyphosat dann eine Rolle. Im Februar 2020 wandte sich Murphy erneut an Yang und übermittelte Informationen aus einem Treffen mit dem mexikanischen Umweltministerium. In späteren Mails schreibt sie von der Notwendigkeit „politischen Engagements auf hoher Ebene“. Das gab es dann tatsächlich. Im Mai warnte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer Mexikos damalige Wirtschaftsministerin Graciela Márquez Colín, dass die Probleme mit genverändertem Mais und Glyphosat die „Stärke unserer bilateralen Beziehungen“ zu untergraben drohen.

Chemiekonzern dementiert illegale Einflussnahme

Bayer bestreitet ein illegales Vorgehen. „Wie viele Unternehmen und Organisationen, die in stark regulierten Branchen tätig sind, stellen auch wir Informationen zur Verfügung und tragen zu wissenschaftlich fundierten politischen Entscheidungsfindungen und regulatorischen Prozessen bei. Unsere Beziehungen zu allen im öffentlichen Sektor tätigen Personen sind routinemäßig, professionell und stehen im Einklang mit allen Gesetzen und Vorschriften“, schreibt das Unternehmen auf Nachfrage.

Auch Donley, der die Strategie den Einsatz von Pestiziden generell zu reduzieren für eine gute Idee hält, glaubt nicht, dass Gesetze verletzt wurden. „Aber das ist auch nicht die Messlatte, die wir anlegen sollten“, sagt er. Bayer habe sicherlich das Recht, die US-Regierung um Unterstützung zu bitten, aber die US-Regierung sei breiteren Interessen verpflichtet als die Agenda eines Chemiekonzerns voranzutreiben. „Wenn man sich den Email-Austausch zwischen der US-Regierung und Bayer anschaut, sieht man, dass die US-Regierung mehr oder weniger alles tut, worum sie von Bayer gebeten wird. Das ist extrem beunruhigend.“

Im Moment sieht es so aus, als sei Mexiko sehr gewillt, den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft zu reduzieren. „Die USA scheinen sehr dagegen zu sein, ich bin also nicht sicher, wie das enden wird“, sagt Donley. Ob die Biden-Administration die Dinge anders angehen wird als die Trump-Regierung hält Doley keineswegs für ausgemacht. „Aber wir werden sie auf jeden Fall im Blick behalten.“

Autor: Andreas Knobloch

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