Mexiko: 8,5 Frustkilos gegen die Pandemie
Die Mexikaner nehmen während Corona so viel an Gewicht zu wie kein anderes Volk. Das Gefährliche daran: Übergewicht und Diabetes können das Corona-Infektionsrisiko und die Sterblichkeit erhöhen.
Die Mexikaner waren schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie keine Bewegungsweltmeister. Sie brachen eher Rekorde bei Zucker- und Kalorienzufuhr, Übergewicht, Fettsucht, Herz-Kreislaufkrankheiten und Brausekonsum. Mexiko hat die ungesündesten Kennzeichen in Lateinamerika. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) führt das zweitgrößte Land Lateinamerikas auch die Statistiken für Diabetes und Bluthochdruck in der Region an. Gut jeder zehnte erwachsene Mexikaner ist zuckerkrank.
Obwohl es in Mexiko während der Pandemie nie eine Ausgangssperre gab, hat Corona diese Leiden offenbar noch deutlich verschlimmert. Da aber die Restaurants und Cafés eine Zeitlang schließen mussten, haben die Menschen bestellt, was das Zeug hielt und vor dem Fernseher und dem Computer geschlemmt. Der Verkauf alkoholischer Getränke nahm während der Pandemie um bis zu 300 Prozent zu, aber auch Junkfood, Snacks, Brausen und Tiefkühlkost verzeichneten einen um bis zu 50 Prozent erhöhten Absatz.
Corona-Pandemie verstärkt Fehlernährung
Und so verschlimmert die Corona-Pandemie noch die andere Pandemie, die der Fehlernährung und der Zivilisationskrankheiten. Mexiko ist laut einer Untersuchung das Land, in dem die Menschen seit Ausbruch von Corona vor einem Jahr am meisten Gewicht zugelegt haben. Durchschnittlich 8,5 Kilos sind die Mexikaner laut einem international tätigen Marktforschungsunternehmen schwerer geworden. Es folgen Saudi-Arabien (8 Kilos), Argentinien (7,9 Kilos) und Peru mit 7,7 Kilos. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 6,1 Kilogramm. In Europa haben die Polen am meisten Gewicht zugelegt (7,2 Kilos). Deutschland liegt mit 5,9 Kilogramm knapp unter dem Durchschnitt.
Ein gravierender Nebeneffekt ist, dass die ungesunde Lebensweise in Mexiko eine extrem hohe Corona-Sterblichkeit zur Folge hat. Mit knapp 200.000 Toten liegt Mexiko auf dem dritten Platz der Opferstatistik, hinter den USA und Brasilien. Aber bei den Infizierten belegt Mexiko laut der Johns-Hopkins-Universität lediglich den 13. Platz, noch hinter Deutschland.
Studie: Übergewicht erhöht Infektionsgefahr
Denn Zivilisationsleiden, wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen, erhöhen die Sterblichkeit im Falle einer Infektion mit dem Corona-Virus. Die Mehrheit der mexikanischen Covid-19-Opfer litt dementsprechend auch an einer dieser Vorerkrankungen. Viele der Patienten wussten das dabei gar nicht. Viele Todesopfer waren noch nicht einmal 40 Jahre alt. Forscher veröffentlichten jüngst im British Medical Journal (BMJ) eine Untersuchung, wonach Übergewicht oder Fettleibigkeit eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus stark begünstigt. Keine guten Aussichten für Mexiko, denn 70 Prozent der Erwachsenen sowie ein Drittel der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig.
Und laut Ernährungsexperten wird es lange dauern, bis die Mexikaner die Corona-Kilos wieder abgespeckt haben werden. In der Folge wird also die Corona-Pandemie am Ende nicht nur eine verheerende Todesbilanz nach sich ziehen, sondern auch dafür gesorgt haben, dass die Menschen in dem nordamerikanischen Land noch ein gutes Stück ungesünder sind.