Menschenrechtler: Gewalt an venezolanisch-kolumbianischer Grenze steigt

Schwer bewaffnete kolumbianische Polizeibeamte in der Nähe der Grenze zu Venezuela. Foto (Symbolbild): Adveniat/Florian Kopp
Menschenrechtler beobachten offenbar einen Anstieg der Gewalt an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela. Seit Jahresbeginn sei es zu Ermordungen, Vertreibungen und Zwangsrekrutierungen auch von Kindern gekommen, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Montag in Washington mitteilte. Hintergrund seien Rivalitäten zwischen Farc-Dissidenten und Guerillakämpfern des marxistisch orientierten Ejército de Liberación Nacional (ELN).
Nachdem beide Organisationen zunächst zusammengearbeitet hatten, sei es zu Gebietsstreitigkeiten gekommen, erklärte HRW weiter. An manchen ELN-Operationen seien zuletzt auch venezolanische Sicherheitskräfte beteiligt gewesen. "Bewaffnete Gruppen misshandeln Zivilisten auf brutale Weise", betonte die geschäftsführende Direktorin der Organisation, Tamara Taraciuk Broner. Die kolumbianische Regierung müsse mehr für den Schutz der Bevölkerung tun, die Vereinten Nationen müssten die Beteiligung venezolanischer Sicherheitskräfte bei Übergriffen untersuchen.
HRW bezieht sich nach eigenen Angaben auf über 100 Interviews mit Geflüchteten, Lokalpolitikern, Helfern und Indigenen. Seit Jahresbeginn seien in der kolumbianischen Provinz Arauca mindestens 3.860 Menschen vertrieben worden, über 3.300 seien aus Venezuela nach Kolumbien geflohen.
Friedensgespräche mit ELN liegen auf Eis
Im November 2016 hatte die Regierung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos nach vierjährigen Verhandlungen ein Friedensabkommen mit der größten Rebellenorganisation des Landes unterzeichnet. Die entwaffnete Farc sitzt inzwischen, umbenannt in "Comunes", als politische Partei im Parlament. Ein Teil ihrer Kämpfer verweigert sich allerdings dem Friedensprozess und setzt den bewaffneten Kampf als "Farc-Dissidenten" fort.
Die derzeit auf Eis liegenden Friedensgespräche zwischen der Regierung und der ELN begannen Anfang 2017 unter dem späteren Friedensnobelpreisträger Santos. Im Mai 2018 wurden sie in Kubas Hauptstadt Havanna verlegt. Nach einem Bombenattentat der ELN auf eine Polizeischule in Bogotá, bei dem 22 Menschen starben und 66 verletzt wurden, stoppte der amtierende Präsident Iván Duque die Gespräche im Januar 2019.